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Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

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ches hatte der Naturwissenschaftler und Tiermediziner Prof. Erxleben herausgegeben.<br />

Nach dessen frühen Tod übernahm Lichtenberg diese Aufgabe bis zu seinem<br />

Todesjahr 1799. Für Lichtenberg war Dieterich Hausherr, Verleger, Bücher- und<br />

Weinlieferant und Freund. Mit der Herausgabe der jährlichen Almanache entrichtete<br />

Lichtenberg seinen nicht unbeträchtlichen Hauszins an den Verleger. Er bewohnte<br />

mit ihm – und einer großen Mieterschar – das Eckhaus Prinzenstraße / Stumpfebiel.<br />

Ob in diesem Almanach Taschenkalender und Taschenbuch auf Dauer verbunden<br />

waren, ist nicht hinreichend geklärt. 2359 Das kalendarisch Unerlässliche und für den<br />

Alltag praktisch Bedeutsame wurde vom Experimentalphysiker und Literaten<br />

Lichtenberg im Taschenbuch mit gelehrt-unterhaltsamen Beiträgen über das Weltgeschehen<br />

bereichert. Dem Nutzen und Vergnügen dienend, dachte Lichtenberg bei<br />

der Herausgabe des Taschenbuchs auch an die Frauen: Mit Kupfern von Chodowiecki,<br />

nebst den neuesten Frauenzimmer-Moden in Kupfer, heißt es im Untertitel des Taschenbuches<br />

zum Jahre 1781. Das Taschenbuch erschien zeitweise auch in einer französischen<br />

Ausgabe unter dem Titel Almanac de Goettingue. Zu Weihnachten versandte<br />

Lichtenberg den Almanach als Literarischen Pfefferkuchen an Freunde und Bekannte,<br />

zu denen auch Kant und Goethe zählten.<br />

Zur Attraktivität des Taschenbuches trugen nicht zuletzt Lichtenbergs Bildkommentare<br />

der Kupferstiche des englischen Malers und Kupferstechers William Hogarth<br />

(1697-1764) bei, die Lichtenberg sich auf seiner Englandreise 1774/1775<br />

zum größten Teil bei der Witwe des Künstlers beschafft hatte. Die hohe Wertschätzung<br />

der Werke Hogarths verrät Lichtenbergs Vergleich dreier Kunstrichtungen<br />

und ihrer herausragenden englischen Vertreter:<br />

Was für ein Werk ließe sich nicht über Shakespear, Hogarth und Garrick schreiben.<br />

Es ist etwas Ähnliches in ihrem Genie, anschauende Kenntnis des Menschen in allen<br />

Ständen, anderen durch Worte, den Grabstichel, und Gebärden verständlich gemacht.<br />

2360<br />

Mit dem Jahrgang 1784 begann Lichtenberg diesen Orbis pictus des Hogartschen<br />

Grabstichels im Göttingischen Taschenbuch mit seinen Worten zu erklären, wobei bis<br />

1796 insgesamt 27 Werke Hogarths den satyrischen Tendenzen der Vorlage entsprechend<br />

kommentiert wurden. Ab 1785 erschienen die Hogarth-Kommentare<br />

mit den illustrierenden Nachstichen des Göttinger Universitäts-Kupferstechers<br />

Ernst Ludwig Riepenhausen. 2361 Das große Interesse an den Hogarth-Erklärungen<br />

veranlasste Verleger und Kommentator sie in fünf Lieferungen noch einmal gesondert<br />

vorzulegen. Sie erschienen zwischen 1794 und 1799 unter dem Titel:<br />

2359 Wolfgang Promies gab als Reprint die Kombination von: Göttinger Taschen Calender vom Jahr 1781.<br />

bey Joh. Chr. Dieterich und Taschenbuch zum Nutzen und Vergnügen fürs Jahr 1781. Mit Kupfern von Chodowiecki,<br />

nebst den neuesten Frauenzimmer-Moden in Kupfer. <strong>Göttingen</strong>, bey Johann Christian Dieterich mit einem<br />

Nachwort heraus (<strong>Göttingen</strong> 1989). – Vielleicht wurde beides im Vertrieb gekoppelt, was nicht<br />

heißen muss, dass ein Redakteur für beide Teile zuständig war.<br />

2360 Lichtenberg (wie Anm. 985), Bd. I, S. 466.<br />

2361 Zu E. L. Riepenhausen vgl. Arndt: Bildende Künste (wie Anm. 2327), S. 855-858.

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