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Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

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be ihm nichts anders übrig, als die bisher von Fiorillo bearbeitete Registrande<br />

einem Kustos aufzubürden. Um die Öffnungszeiten der Universitätsbibliothek<br />

angesichts des Abgangs von Fiorillo sicherzustellen, schlug Heyne vor, einen Seminaristen<br />

für diese Aufgabe anzustellen. Das Kuratorium stimmte dem Vorschlag<br />

zu und ordnete an, die Gehaltszahlung an Fiorillo zu Ostern 1804 zu beenden.<br />

Fiorillo sen. hatte sich am 22. 8. 1803 in einem italienisch verfassten Brief<br />

vergeblich an Goethe - als für die Universität Jena zuständigen Minister - mit der<br />

Bitte gewandt, beim Freiwerden einer Stelle an der Universitätsbibliothek Jena<br />

auch seinen Sohn in Betracht zu ziehen, der fast acht Jahre als Sekretär der Göttinger<br />

Bibliothek gedient und sich auch durch einige philologische Werke bekannt<br />

gemacht habe. 2346 Fiorillo sen. hatte im Vorjahr bei Goethes zweitem Besuch in<br />

<strong>Göttingen</strong> eine ältere Bekanntschaft erneuert.<br />

Die Bemerkung Heynes zum wenig überlegten Schritt des kündigenden Fiorillo<br />

deutet vielleicht auf dessen impulsive Entscheidungstendenzen hin. Die Hintergründe<br />

dieses weiterwirkenden Konfliktes bleiben unklar, zumal Heyne zunächst<br />

große Hoffnungen auf Fiorillo jun. gesetzt hatte und er mit Fiorillo sen. über<br />

Jahrzehnte durch eine freundschaftliche Zusammenarbeit weiterhin verbunden<br />

blieb. Kurz nach dem Tode Heynes schreibt J. D. Fiorillo an dessen Schwiegersohn<br />

Jeremias Reuss: Der Kreis unserer alten Freunde wird immer kleiner, und ich kann<br />

Ihnen das traurige Gefühl bei dem Verlust eines Mannes, den ich seit mehr als 35 Jahren innig<br />

verehrt habe, nicht mit Worten ausdrücken. 2347<br />

Die Entscheidung für eine Laufbahn als Privatdozent hatte Fiorillo bereits 1803<br />

getroffen. Was u. U. ursprünglich als eine parallele Tätigkeit zum Bibliotheksdienst<br />

gedacht war, wurde durch den Konflikt mit Heyne zu einer Berufsalternative.<br />

Mit seiner Promotionsvariante erregte R. Fiorillo Befremden bei einigen Facultisten<br />

seiner Fakultät. Am 6. 5. 1803 teilte Dekan Eichhorn in einem Missiv seinen<br />

Fakultätsmitgliedern mit, dass Sekretär Fiorillo sich ein Magisterdiplom von Jena<br />

habe kommen lassen und um die Nostrifikation und Venia legendi bitte. 2348 Letztere<br />

wolle er sich durch eine Habilitationsdisputation erwerben. Die erste erbitte er<br />

sich gratis. Eichhorn kommentierte diesen Antrag mit der vielleicht gegen Heyne<br />

gerichteten Bemerkung:<br />

2346 UAG: Kur 4. V. d3. 1, Bll. 7 f und 6. – Zur Besoldungssituation an der Universitätsbibliothek<br />

merkt Heyne noch an, dass nach Eyrings Tod im vorigen Frühjahr 100 rthlr. vakant wurden, die<br />

dieser beim Abgang von der Universitätsbibliothek behalten hatte. Sie wurden damals dem ältesten<br />

der beiden Kustoden, G. F. Benecke, zugeschlagen, was den andern Kustos, Christian Bunsen, nicht<br />

wenig gekränkt habe. Heyne schlug nunmehr vor, die durch den Abgang der Fiorillos frei werdenden<br />

100 rthlr. an Bunsen auszuzahlen, der neben der Führung des Realkatalogs zusätzlich die Registrande<br />

wahrzunehmen habe. – Zum Privatdozenten Christian Bunsen vgl. Ebel: Catalogus (wie<br />

Anm. 19), S. 135, Nr. 70 u. ö. – Hölter, Achim: Goethe, Meyer und der Kunsthistoriker Johann<br />

Dominik Fiorillo. In: Goethe-Jahrbuch 109/1992, S. 115-130. Hier: S. 123 f.<br />

2347 Vogt (wie Anm. 2328), S. 102.<br />

2348 Im Jenaer Doktordiplom vom 28. 4. 1803 heißt es zur Würdigung seiner Verdienste nur: Paternarum<br />

laudum et virtutum aemulo Bibliotheca Regiae Acad. Georgiae Augustae secretario (UAG: Phil. Dek. 86,<br />

Nr. 29).

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