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Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

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überreichten. Es gab weiterhin vielfältige Anlässe. Sie reichen vom Erfrieren des<br />

gekauften Kartoffelvorrats und dem großen Holzbedarf im harten Winter<br />

1837/1838, über die vermehrte medizinische Versorgung bis zu erforderlichen<br />

drastischen Einschränkungen in der Lebenshaltung. Weil die Winterfeuerung fehlte,<br />

sah sich die Familie gezwungen, mit dem Mädchen ein und dasselbe Zimmer<br />

zu bewohnen. 2318 Wer noch etwas auf sich hielt und die Beachtung seiner bürgerlichen<br />

Reputation Wert legte, konnte auch als darbender Privatdozent nicht auf ein<br />

Dienstmädchen verzichten. Alles entbehrliche hatte die Familie auf das Leihhaus<br />

gegeben, und es gelang ihr nur das Unentbehrlichste zu Neujahr 1842 wieder einzulösen.<br />

Das Kuratorium bemühte sich die schlimmste Not zu lindern.<br />

In seinen letzten Lebensjahren berichtet Schrader zum ersten Mal von kleinen<br />

Zahlungen aus einem Universitätsfond. 1842 übergab Prorektor Bergmann Schrader<br />

acht rthlr. zum Ankauf eines halben Klafters Holz, und er hatte im Jahr zuvor<br />

schon sechs rthlr. zu den Arzneimittelkosten beigetragen, denn Schraders körperliche<br />

Verfassung machte erhebliche medizinische Aufwendungen notwendig. 2319<br />

Sich an Krücken bewegend, sah Schrader sich z. B. nicht in der Lage, das Rohnsche<br />

Badehaus aus eigener Kraft aufzusuchen, um die ihm verschriebenen medizinischen<br />

Bäder zu benutzen. Inzwischen hatte sich auch noch eine Harthörigkeit<br />

eingestellt. Aus finanziellen Gründen sah Schrader sich zeitweise genötigt, die ihm<br />

verordneten Arzneien abzusetzen. 2320<br />

Als Schrader erneut zu Fall kam, stellte ihm Dr. Ruhstrat am 14. 2. 1840 folgende<br />

Bescheinigung aus:<br />

Daß der Herr Dr. phil. Schrader, welcher schon seit mehreren Jahren an Taubheit,<br />

Blindheit und an einer unvollkommenen Lähmung litt, durch einen Fall am 13ten Januar<br />

d. J. vollkommen gelähmt wurde, und mithin in der traurigsten Lage sich befindet,<br />

bescheinigt<br />

Gottingen, den 14. Februar 1841 Ruhstrat Dr./Stadtphysicus. 2321<br />

Dennoch versuchte der hinfällige Greis weiterhin, durch Lehrveranstaltungen zum<br />

Familienbudget beizutragen. Im WS 1840/41 hatte er die Freude, dass die Studenten<br />

seine Stunden sehr fleißig besuchten. Im folgenden Sommersemester ließ ihn<br />

allerdings sein Gedächtnis im Stich, als er die Theorie der Baukunst zu lesen versuchte.<br />

2322 Wegen seiner Erblindung war Schrader in besonderem Maß auf sein<br />

Gedächtnis angewiesen. Am 15. 11. 1842 teilte die Universität dem Kuratorium<br />

den Tod Schraders mit. Er war in der Nacht vom 12./13. November um drei Uhr<br />

im Alter von etwa 80 Jahren gestorben. In der entsprechenden Mitteilung der<br />

Tochter Dorette an den Minister Frhr. von Stralenheim spricht sie davon, dass ihr<br />

Vater die große Freude hatte, den Freiherrn als Freund und Wohltäter seines Le-<br />

2318 UAG: Kur 4. V. c. 35, Bl. 151.<br />

2319 UAG: Kur 4. V. c. 35, Bll. 150 und 144 f.<br />

2320 UAG: Kur 4. V. c. 35, Bl. 121 f.<br />

2321 UAG: Kur 4. V. c. 35, Bl. 146.<br />

2322 UAG: Kur 4. V. c. 35, Bl. 151.

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