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Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

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824<br />

� Hr. M. Schrader trägt die Theorie der bürgerlichen Baukunst nach Gilly 2279 um<br />

7 Uhr vor und gibt in einer zu verabredenden Stunde Anweisung, wie Stadt- und<br />

Landgebäude sowohl, als öconomische und technische Gebäude, zweckmäßig zu<br />

erfinden und die Entwürfe dazu gehörig auszuarbeiten sind. 2280<br />

Mit sechs bzw. sieben Lehrveranstaltungen ist das Arbeitsvolumen Schraders das<br />

umfangreichste unter dem der Privatdozenten des SS 1812. Die Konkurrenz unter<br />

den insgesamt fünf Privatdozenten im Sektor Mathematik zwang zur Angebotsvielfalt,<br />

zumal Schrader im Unterschied zu den Kollegen Ebell [Nr. 20], Focke<br />

[Nr. 27] und Müller [Nr. 28] nicht durch einen Zweitberuf abgesichert war. Das<br />

Spektrum seiner Angebote reichte von den vorlesungsbegleitenden Privatissima<br />

für die Hörer von Prof. Thibaut bis zur selbständigen Vertretung eines Lehrgebietes.<br />

Schraders Lehrankündigungen reichen bis zum SS 1842. 2281 Die thematische Ausrichtung<br />

seiner Lehrveranstaltungen änderte sich in diesen vier Jahrzehnten nur<br />

wenig. Als Invalide sah sich Schrader in seinen späteren Jahren allerdings genötigt,<br />

seine Angebote in der Feldmesskunst aufzugeben, da er sich zuletzt nur noch<br />

mühsam an Krücken fortbewegen konnte. Angesichts seiner zunehmenden Erblindung<br />

war er ferner genötigt, theoretische Aspekte in seinen Lehrangeboten der<br />

angewandten Mathematik gegenüber der Thematisierung geometrischer Inhalte,<br />

die er auch zeichnerisch zu vermitteln waren.<br />

Auch für Schrader galt die für seinen Kollegen Dr. Focke [Nr. 27] bereits aufgezeigte<br />

Verschlechterung der Rahmenbedingungen in der angewandten Mathematik.<br />

2282 Mit der zurückgehenden Zahl mathematikschwacher Studenten verringerte<br />

sich die traditionelle Klientel der Privatdozenten dieses Faches. Einmal verbesserten<br />

sich die mathematischen Voraussetzungen bei den Gymnasialschülern wegen<br />

der Einführung der Maturitätsprüfung im Königreich Hannover am 1. 1. 1830.<br />

Damit sank der Bedarf von vorbereitenden Brückenkursen und eines begleitenden<br />

Privatunterrichts zu den zentralen Vorlesungen des Faches. Zum andern veränderten<br />

sich die Prüfungsanforderungen für den staatlichen Justiz- und Verwaltungsdienst.<br />

Am 23. 11. 1826 beklagte sich Schrader gegenüber dem Kuratorium,<br />

dass früher jeder, der eine Beamtenkarriere einschlagen wollte, mathematische<br />

Kollegia und namentlich die Zivilbaukunst und Feldmessen studiert haben musste.<br />

Jetzt träten viele ohne diese Vorkenntnisse in den Stand ein, was für ihn einen<br />

bedeutenden Honorarausfall zur Folge habe. 2283 Diese nachteilige Entwicklung<br />

wird übergriffen und verstärkt vom erheblichen Frequenzrückgang bei den Studierenden<br />

der Georgia Augusta, der seit dem Ende der 20er-Jahre insbesondere die<br />

allein von ihren Honoraren abhängigen Privatdozenten traf.<br />

2279 Vermutlich David Gilly, Baumeister des preußischen Klassizismus. Er war u. a. als Landbaumeister<br />

tätig (ADB 9/1879, S. 173).<br />

2280 GGA 1812, S. 466 f.<br />

2281 GGA 1842, S. 451.<br />

2282 Vgl. Tabelle 23.<br />

2283 UAG: Kur 4. V. c. 35, Bl. 19.

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