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Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

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823<br />

Es ist nicht erkennbar, warum Schrader 1811 die Gelegenheit einer beruflichen<br />

Weichenstellung ungenutzt vorübergehen ließ, obgleich er zu diesem Zeitpunkt<br />

bereits über ein Jahrzehnt Erfahrung als Privatdozent an der Universität verfügte.<br />

Er berichtet nämlich von einer nicht unbedeutenden Stellung in der kaiserlichen<br />

Domänendirektion, die er aber im März 1811 wieder aufgab, weil sich diese Tätigkeit<br />

nicht mit seinen Lehrstunden an der Universität vertrug. 2275 Bereits über 50<br />

Jahre alt verzichtete er damit auf eine Absicherung durch einen bürgerlichen Beruf<br />

und setzte weiterhin einseitig auf die Karte einer unbesoldeten Privatdozentur.<br />

Die Erstellung des Privatdozenten-Berichtes von Ostern 1812 nahm Schrader<br />

zum Anlass, den Generaldirektor J. von Leist am 25. 3. 1812 auf seine schwierige<br />

Lage hinzuweisen. Er stehe jetzt mehr als 30 Jahre im Staatsdienst. Wenn auch<br />

nicht von Anfang an auf der gelehrten Laufbahn, so habe er doch stets als nützlicher<br />

Staatsdiener gedient. Unter Hinweis auf diese Verdienste meinte Schrader<br />

einen Rechtsanspruch auf eine kleine Besoldung zu haben. Jetzt sei er fast der<br />

einzige Lehrer in den praktischen Teilen der Mathematik und Baukunst, wie er<br />

unzutreffend feststellte. 2276 Für den Bericht zu Ostern 1812 notierte Schrader<br />

rückblickend, dass er Vorlesungen über die Theorie der Zivilbaukunst und die<br />

praktische Geometrie zu halten pflegte, und dass er in Privatstunden in jedem<br />

einzelnen Teil der Mathematik und Baukunst unterrichtet habe. 2277 Es ist also<br />

weder von der Venia noch vom tatsächlichen Lehrangebot her angemessen, wenn<br />

Ebel ihn im Catalogus als Privatdozenten der Militärwissenschaften führt.<br />

Im SS 1812 bot Schrader folgende Lehrveranstaltungen an:<br />

� Die reine Mathematik lehrt Hr. Prof. Thibaut um 9 Uhr und verbindet damit<br />

die gewöhnliche Uebungsstunde am Sonnabende. Zum Privat-Unterrichte in der<br />

reinen Mathematik erbietet sich Hr. M. Ebell, Hr. M. Schrader und Hr. M.<br />

Focke.<br />

� Die Lehre von den Gleichungen, verbunden mit Uebungs-Exempeln, Hr. M.<br />

Schrader, 4 Stunden wöchentlich, um 1 Uhr.<br />

� Die Trigonometrie, Hr. M. Schrader.<br />

� Die practische Rechenkunst, Hr. M. Ebell, Hr. M. Schrader, Hr. M. Focke.<br />

� Die practische Geometrie , Hr. M. Ebell, privatissime, Hr. M. Schrader, nach<br />

Mayer 2278, verbunden mit dem Nivellieren, in besonderer Hinsicht auf Cameralisten,<br />

Forstmänner und Oeconomen, 3 Mahl wöchentlich, Abends von 6 bis 7<br />

Uhr, Hr. M. Focke um 8 Uhr M.; Hr. Districts-Baumeister Müller, verbunden<br />

mit Uebungen in militärischen und topographischen Vermessungen, drey Mahl<br />

wöchentlich, des Morgens von 5 bis 8 Uhr.<br />

2275 UAG: Sek 315, Bl. 146.<br />

2276 UAG: Sek 315, Bl. 115. – Diese Angabe ist unzutreffend, da in der praktischen Mathematik drei<br />

und in der Baukunst zwei andere Privatdozenten im SS 1812 vergleichbare Angebote machten (vgl.<br />

GGA 1812, S. 466 f.). Aussagen der Betroffenen liefern nicht unbedingt triftige Angaben.<br />

2277 UAG: Sek 315, Bl. 146.<br />

2278 Vermutlich: Gründlicher und ausführlicher Unterricht zur practischen Geometrie. Dieses Werk wurde<br />

mehrfach aufgelegt.

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