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Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

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821<br />

res sei er in den hannoverschen Kavalleriedienst getreten und bald zum Offizier<br />

avanciert. Nach 14 Dienstjahren als Fähnrich habe er ohne Aussicht auf Avancement<br />

sich genötigt gesehen, die militärische Laufbahn im vormaligen 6. Kavallerieregiment<br />

zu verlassen. Er habe danach in <strong>Göttingen</strong> Mathematik und Bauwissenschaften<br />

studiert und dieses Studium mit der Doktor-Promotion abgeschlossen.<br />

Die Georgia Augusta muss dem im Beförderungsstau stecken gebliebenen<br />

Offizier für einen Neuanfang als eine offene und Chancen versprechende Einrichtung<br />

erschienen sein. Mit der ins Auge gefassten akademischen Bildung und Ausbildung<br />

verknüpfte Schrader – zu Recht oder Unrecht – Mobilitätshoffnungen,<br />

die er in seiner militärischen Karriere nicht gefunden hatte und die er als Promovierter<br />

an der Universität oder in andern Berufssektoren des Zivillebens meinte<br />

erwarten zu können.<br />

Nach der Göttinger Matrikel wurde der etwa 37jährige Schrader am 17. 11. 1799<br />

im Fach Mathematik immatrikuliert. 2269 Als Dekan Beckmann, Professor für Ökonomie<br />

und Technologie, am 25. 9. 1801 – und damit nach einem relativ kurzen<br />

Studium – der Philosophischen Fakultät einen Nostrifikationsantrag Schraders<br />

vorlegte, berichtete er aus eigener Erfahrung, dass der Antragsteller mit großem<br />

Fleiß auch seine Kollegs benutzt habe. Schrader habe verschiedenen Freunden<br />

Unterricht in der Baukunst erteilt, die damit – wie der Dekan zu berichten wusste,<br />

– sehr zufrieden gewesen waren. Wie bei seinem Kollegen Rothamel [Nr. 8] war<br />

für Schrader der von den offiziellen Universitätslehrern nicht befriedigte Unterrichtsbedarf<br />

und der Lehrerfolg bei seinen Kommilitonen ein Auslöser für seine<br />

riskante Laufbahnentscheidung, als Dozent an der Universität zu bleiben. Einseitig<br />

an der Lehrfunktion eines Dozenten orientiert, motivierte ihn ebenfalls der<br />

studentische Zuspruch, die Venia zu erwerben. Zielsetzungen in der Forschung<br />

haben ihn nicht zu dieser Entscheidung bewogen, was auch das Fehlen wissenschaftlicher<br />

Publikationen anzeigt.<br />

So ungewöhnlich wie sein Zugang zur Universität, war auch sein relativ kurzer<br />

Studienweg zur Lehrberechtigung. Zum Befremden der Philosophischen Fakultät<br />

schloss sich Schrader einigen andern Bewerbern aus dem Bereich der Mathematik<br />

und der Technologie an, die in absentia das Diplom einer andern Universität erwarben,<br />

um dann durch eine Nostrifikation die einheimischen Qualifikationshürden<br />

auf dem Wege zur Venia legendi zu umgehen. 2270 Wie bereits an anderer Stelle<br />

dargestellt, legte Schrader am 22. 9. 1801 bei der Philosophischen Fakultät ein<br />

gedrucktes Doktordiplom der Universität Erlangen vor, in dem die Promotionsleistungen<br />

Schraders mit folgender Wendung umrissen werden:<br />

Postquam quaestionibus physicis et mathematicis ipsi propositis omnino satisfecit immo<br />

et tractatione ex architectura civili egregium eruditionis suae specimem dedit eaque omnia<br />

dum absens erat proprio marte se praestitisse sancte iuravit. 2271<br />

2269 Selle: Matrikel (wie Anm. 1134), S. 397, Nr. 18 798.<br />

2270 Vgl. oben Seite 253.<br />

2271 UAG: Phil. Dek. 85, Nr. 11.

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