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Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

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30. 2. Magister F. W. Schrader –<br />

die Verelendung eines mathematischen Privatdozenten<br />

Friedrich Wilhelm Schrader [Nr. 22] wurde nach Pütters Angaben 1764 zu Iba<br />

unweit Rothenburg geboren. Ein genaues Geburtsdatum blieb er auch den späteren<br />

Bearbeitern des Pütter schuldig. 2266 Neben andern Lebensdaten sind auch<br />

Schraders Angaben zum Zeitpunkt seiner Geburt widersprüchlich. Wenn Focke<br />

und Schrader als Privatdozenten der Mathematik auffallend unsicher in den Angaben<br />

über ihre Lebensdaten sind, hängt dies vermutlich weniger mit einer unzureichenden<br />

Rechenfertigkeit zusammen als mit der geringen Bedeutung, die damals<br />

diese bürgerliche Kennziffer noch besaß. In dem hier untersuchten Zeitraum<br />

war die lokale Verortung des einzelnen durch die Angabe des Geburtsortes wichtiger<br />

als seine zeitliche durch ein Geburtsdatum. Promotionsurkunden z. B. enthalten<br />

keine Angaben über das Geburtsdatum des Graduierten, der für eine rechtliche<br />

Zuordnung des Individuums bedeutsame Geburtsort wird hingegen angeführt.<br />

Da in manchen Elternhäusern Geburtstage nicht gefeiert wurden, fehlte den<br />

betroffenen Kindern und Heranwachsenden vielfach die Gelegenheit, sich Tag<br />

und Jahr ihrer Geburt zu merken. 2267 Im folgenden wird für Schrader von einem<br />

Geburtsdatum 28. 3. 1762 ausgegangen.<br />

Etwas präzisere Auskünfte über Schraders Herkunft und seinen ungewöhnlichen<br />

Weg in die Universität lassen sich zwei Bittgesuchen an das Kuratorium und den<br />

König aus dem Jahre 1821 entnehmen. 2268 In ihnen weist Schrader zur Begründung<br />

seiner Anträge einmal auf die großen Verdienste seines Vaters hin, der Commissarius<br />

zu Osterwalde war. Die Regierung habe ihn aus Kurhessen ins Land<br />

geholt. Sein Vater habe im Dienst des Staates u. a. auf Reisen ins Ausland sein und<br />

seiner Gattin (von Witzleben) nicht unbeträchtliches Vermögen zugesetzt. Auf<br />

einer Dienstreise sei der Vater nach einem Sturz vom Pferde bereits mit 42 Jahren<br />

gestorben und habe ihn als 14jährigen Sohn ohne alles Vermögen zurückgelassen.<br />

Aufgrund des väterlichen Berufes kann man Schrader seiner sozialen Herkunft<br />

nach der Schicht des mittleren Staatsdienstes zurechnen. Wahrscheinlich besaß<br />

sein Vater wegen seiner beruflichen Position eine akademische Ausbildung und ist<br />

in die Statistik über die soziale Herkunft der Privatdozenten in Kapitel 13 als solcher<br />

eingegangen.<br />

In dem erwähnten Gesuch an den König macht Schrader ferner auf seine eigene<br />

lange Tätigkeit im Dienste des Staates aufmerksam. Nach Erreichung des 16. Jah-<br />

2266 Vgl. generell Pütter: Gelehrtengeschichte (wie Anm. 20), Bd. 3, S. 392; Bd. 4, S. 494. – Ebel:<br />

Catalogus (wie Anm. 19), S. 135, Nr. 73. – Pütters Angabe, die Ebel übernahm, stimmt z. B. nicht<br />

mit der Bemerkung von Schraders Frau überein, wonach ihr Mann am 28. 3. 1762 geboren wurde<br />

(UAG: Kur 4. V. c. 35, Bl. 104 f.). Wenn man Schraders eigenen Angaben trauen darf, war sein<br />

Geburtsjahr 1760 (UAG: Kur 4. V. c. 35, Bl. 148). Aber andere Angaben von ihm passen besser zu<br />

einem Geburtsjahr 1762. Im Bericht der Privatdozenten zu Ostern 1812 gibt er sein Alter mit 49<br />

Jahren an.<br />

2267 Vgl. oben Seite 554.<br />

2268 UAG: Kur 4. V. c. 35, Bll. 3 und 4 f.

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