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Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

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817<br />

Dispensgebühren an den Fiskus der Fakultät befreien. Dem Antrag der Fakultät<br />

entsprach das Kuratorium am 28. 1. 1822, denn eine Entlassung Rothamels wäre<br />

kaum zu rechtfertigen gewesen. 2255<br />

Am 26. 4. 1826 (präs.) stellte Rothamel zum ersten mal einen seiner vergeblichen<br />

Anträge, ihm den Titel eines ao. Professors zu gewähren. Ähnlich den bald danach<br />

einsetzenden Gesuchen um eine finanzielle Unterstützung, ist auch das Beförderungsersuchen<br />

von einer Fortschreibung der Rothamelschen Lehrbilanz begleitet.<br />

Nach 21 Jahren Lehre war er inzwischen bei täglich 12 bis 14 Stunden Privatissima<br />

angekommen, wobei die Ferienzeit und manchmal auch die Sonntage mit<br />

eingeschlossen waren. Er gab an, dass er bisher über 60 000 Stunden Unterricht<br />

erteilt habe, und er sah sich damit in einer Ausnahmesituation:<br />

ein Umstand, welcher wohl nach aller Wahrscheinlichkeit auf keiner Universität jemals<br />

Statt gefunden haben wird.<br />

In jedem Semester würden 25 bis 30 Privatissima bei ihm erbeten, wovon er<br />

höchsten die Hälfte annehmen könne. Die Zahl der Hörer habe bis zum Jahre<br />

1814 jedes Semester 20 bis 40 und seit dieser Zeit zwischen 50 und 60 betragen.<br />

Ohne Angabe von Gründen und ohne Lob teilte ihm das Kuratorium auf seinen<br />

Antrag hin mit, dass sein Wunsch nach einer Professur nicht zu willfahren stehe. 2256<br />

Noch im gleichen Jahr stellte Rothamel zu seiner finanziellen Absicherung den<br />

Alternativ-Antrag auf eine jährliche Gratifikation, aber auch dieser wurde abgelehnt:<br />

da den desfalls bestehenden Prinzipien widerstreitend, könne dem Antrag vorkommenden<br />

Umständen nach nicht Statt gegeben werden. 2257 Nach den bestehenden Prinzipien, so<br />

darf man ergänzen, war eine Besoldung privater Dozenten nicht vorgesehen. Von<br />

seiner Bedeutung als Universitätslehrer überzeugt, ergänzte Rothamel am 10. 1.<br />

1828 die Argumente seines erneuten Antrags um befürwortende Stellungnahmen<br />

seiner wachsenden Schülerzahl und erreichte im Folgejahr, dass ihm vom Kuratorium<br />

eine ao. Gratifikation von 100 rthlr. als Aufmunterung gewährt wurde. 2258<br />

Nach dieser eher einmalig gedachten Geste des Kuratoriums wiederholte Rothamel<br />

jährlich seine Anträge auf finanzielle Unterstützung, und ab und an fragte er<br />

um eine ao. Professur an, wobei er das bekannte Register seiner Begründungen<br />

weiter entfaltete. Zum einen schrieb er seine Lehrbilanzen fort. 1854 z. B., als er<br />

fast auf 50 Jahre Lehre zurückblicken konnte, verwies er auf 160 000 absolvierte<br />

Lehrstunden. 2259 Als der Jubilar im Folgejahr den Antrag auf eine ao. Professur<br />

wiederholte, argumentierte er mit dem Hinweis, er sei ältester Lehrer der Universität,<br />

und er ließ es an Hinweisen auf seine zahlreichen prominenten Schüler nicht<br />

fehlen: Viele Tausende aus dem In- und Auslande sind meine Zuhörer gewesen. Seine fol-<br />

2255 UAG: Kur 4. III. b. 61, Bll. 4-6 und 8.<br />

2256 UAG: Kur 4. III. b. 61, Bll. 9 f. und 11.<br />

2257 UAG: Kur 4. III. b. 61, Bll. 12 f. und 14.<br />

2258 UAG: Kur 4. III. b. 61, Bll. 15 f. und 18.<br />

2259 Widersprüchliche Zahlenangaben lassen vermuten, dass es mit Rothamels Rechenfertigkeit nicht<br />

zum besten bestellt war.

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