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Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

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815<br />

Das Schicksal der kurhessischen Lande im Jahr 1806 veranlasste Rothamel, nach<br />

Abschluss des Studiums nicht dorthin zurückzukehren. 2250 Warum er die Forderung<br />

einer disputatio pro loco zur endgültigen Legalisierung seiner Venia ignorierte,<br />

ist nicht erkennbar. Da er zeit seines Lebens nichts veröffentlichte, war vielleicht<br />

die geforderte Dissertation für ihn ein Hindernis. Wie in einer Reihe anderer Fälle<br />

ließ die Juristische Fakultät auch für Rothamel den von ihr benannten Termin für<br />

die Pro loco-Disputation ohne Sanktionen verstreichen. Als Privatdozent konnte<br />

er 50 Jahre später das seltene Doktorjubiläum als Doctor iur. legens feiern, als der er<br />

bis dahin gelehrt hatte.<br />

In einem späteren Antrag auf Verleihung einer ao. Professur vom 26. 4. 1826<br />

(präs.) hat Rothamel die Motive für seine Wahl der Dozentenlaufbahn offen gelegt.<br />

Es war vor allem das Zutrauen, welches ich, rücksichtlich meiner Kenntnisse bey meinen<br />

Commilitonen besaß. Dadurch ergab sich für ihn die Gelegenheit, schon in meinem<br />

letzten Studienjahre häufigen Unterricht in der Rechtswissenschaft zu ertheilen, so ließ ich mir<br />

durch den zunehmenden Beifall aufgemuntert, von der hiesigen Juristen-Facultät die Doctor-<br />

Würde in der Absicht ertheilen, um dem Lehrfache mich zu widmen. 2251<br />

Den Erfolg im Lehr-Fach als ausschlaggebenden Faktor anzusehen, ist für Rothamels<br />

Auffassung des Dozenten-Berufs und für seine einseitige Akzentsetzung in<br />

dieser Rolle bezeichnend. Er sah sich nicht berufen, seine Disziplin als Forscher zu<br />

vertreten und zu bereichern. Charakteristisch anders verfuhr der Theologe F. Lücke,<br />

der im Frühjahr 1812 nach <strong>Göttingen</strong> übersiedelte. Er hatte 1811 den ersten<br />

Preis für die Beantwortung einer von der Theologischen Fakultät zu Halle gestellten<br />

Preisaufgabe erhalten und erhielt im Folgejahr einen Preis der Theologischen<br />

Fakultät zu <strong>Göttingen</strong>. Vor allem der Preis für die Bearbeitung der zweiten Aufgabe<br />

galt ihm als Nagelprobe für seine Entscheidung, ob er die akademische<br />

Laufbahn oder einen andern Berufsweg einschlagen sollte. 2252 Forschungsorientiert<br />

sah Lücke im wiederholten publizistischen Erfolg als wissenschaftlicher<br />

Schriftsteller ein prognostisches Indiz für eine aussichtsreiche Karriere in der Gelehrtenrepublik.<br />

Von Rothamel ist in der Universitätsbibliothek <strong>Göttingen</strong> keine<br />

Publikation überliefert.<br />

Rothamels einseitige Orientierung an der Lehre, war zu Ostern 1812 bereits deutlich<br />

ausgeprägt. Er fällt im Bericht über die Privatdozenten durch Angaben über<br />

seinen enormen Lehrfleiß auf. In seinen Examinatorien und Repetitorien hatte er<br />

sich bis dahin mit verschiedenartigen Themen beschäftigt: Römisches Recht, deutsches<br />

Privat- und Lehnrecht, Kriminal- und Kirchenrecht, sowie Theorie des gemeinen<br />

Zivil- und Kriminalprozesses. Seit dem Regimewechsel bot er in jedem<br />

Semester täglich sechs bis zehn Stunden privatissime Vorlesungen und Repetitorien<br />

über den Code Napoléon und die Theorie des Westphälischen Zivilprozesses an.<br />

2250 UAG: Kur 4. III. b. 61, Bl. 9 f.<br />

2251 UAG: Kur 4. III. b. 61, Bl. 9 f.<br />

2252 Christophersen (wie Anm. 773), T. 1, S. 10 f. – Am 8. 10. 1814 wurde Lücke auf Grund der<br />

beiden Preisschriften von der Philosophischen Fakultät in Halle promoviert (ebd. S. 12 ff.).

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