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Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

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getroffen, denn Lappes Dienstwohnung befand sich in der Tierarzneischule. Noch<br />

am gleichen Tag trafen sich im Tierarzneihospital der Universitätsrat Fritz Rose,<br />

der Universitätsgerichts-Aktuar Dr. Daniel und Buchhändler Carl August Adolph<br />

Ruprecht sen. als Schwager und nächster Verwandter des Verstorbenen, um die<br />

Versiegelung des ärarischen Eigentums vorzunehmen. 2238 Es galt auf diese Weise<br />

die dienstlichen Unterlagen und das Landeseigentum sachlicher Art sowie die<br />

Kasse zu sichern. Laut Protokoll wurden eine Reihe von Räumen und Schränken<br />

versiegelt. Im Auditorium wurde ein Präparatenschrank auf diese Weise vierfach<br />

gesichert. Hier fand man auch ein Pferdeskelett nebst verschiedenen dabei liegenden<br />

Knochen. Da man auch die Leiche des Verstorbenen im Auditorium abgestellt<br />

hatte, ließ sich dies Lokal selbst nicht versiegeln.<br />

Weil trotz vielfacher Versuche des Universitätsgerichts sich kein Mitglied der Universität<br />

bereit erklärte, zwischenzeitlich die Direktion des Instituts zu übernehmen,<br />

sah man sich gezwungen, das Hospital einstweilen zu schließen. Die im<br />

Hospital befindlichen Tiere mussten von ihren Besitzern abgeholt werden. Die<br />

Schwierigkeiten einer ungeklärten Nachlasssituation wurden zum großen Teil<br />

durch die Öffnung des Testaments von Lappe behoben. Am 18. 4. 1854 konnte<br />

das Universitätsgericht dem Prorektor Ritter mitteilen, dass der mit Reichtümern<br />

nicht gesegnete und von der Universität kaum unterstützte Erblasser, die Veterinärbibliothek,<br />

die Sammlung pathologischer Präparate und Skelette sämtlicher<br />

Haustiergattungen der Universität zum Besten des Tierarzneiinstituts vermacht<br />

hatte. Der Verwaltungsausschuss empfahl das Erbe anzunehmen, da seinen Informationen<br />

nach alle bis in die neueste Zeit erschienenen bedeutenden Schriften<br />

der Veterinärwissenschaft in der Bibliothek vorhanden waren. Was die Präparate<br />

und Skelette betraf, war eine Sammlung dieser Art und Größe in der Universität<br />

nicht vorhanden. Lappe entzog damit seinen Erben ein Vermögen im Umfang<br />

von mehreren hundert Reichstalern, wohl in der Hoffnung, das Kuratorium werde<br />

seine sieben Jahre ältere schwerkranke Witwe mit einer Pension unterstützen.<br />

Auf Intervention des Kuratoriums übernahmen schließlich der umtriebige Physiologe<br />

Rudolf Wagner und der Ökonom Hanssen die einstweilige Direktion der<br />

Anstalt mit dem Auftrag, Vorschläge für die endgültige Ordnung des Instituts<br />

vorzulegen. Sie wurden zur Abnahme der Siegel und zur Wiedereröffnung der<br />

Anstalt ermächtigt, soweit dies für den landwirtschaftlichen Lehrkurs erforderlich<br />

war. Nach der Entsiegelung des Instituts erteilten die beiden Direktoren dem<br />

Tierarzt Luelfing den Auftrag, das Inventar in ihrem Namen in Empfang zu nehmen.<br />

Er erhielt eine Wohnung im Institut und übernahm als Inspektor die Aufgaben<br />

des Verstorbenen im Rahmen des landwirtschaftlichen Lehrkurses. Dies war<br />

2238 Lappes Frau war eine geb. Heidelbach und in erster Ehe mit einem Notar Dr. iur. Winiker<br />

verheiratet. Der Verleger Ruprecht war mit der Schwester Caroline verheiratet. Die Schwestern<br />

entstammten der Familie eines angesehenen Göttinger Tuchhändlers und Großkaufmanns [Ruprecht<br />

(wie Anm. 717), S. 135 und Koch: Göttinger Honoratiorentum (wie Anm. 1472), Tafel IX,<br />

Nr. 17 und 21].

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