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Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

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810<br />

Entschärfung der Konkurrenz zwischen den Schwestereinrichtungen hatte Westfeld<br />

dem Göttinger Institut angeraten, die Kunst – also die praktische Ausübung –<br />

nicht zum Hauptgeschäft zu machen, sondern Forschung und Lehre mit den<br />

Möglichkeiten und nach den theoretisch orientierten Standards einer Universität<br />

voranzutreiben. Demgegenüber verraten Lappes jährliche Rechenschaftsberichte<br />

sein praxisbezogenes Engagement für die Tierarzneischule als Service-Einrichtung.<br />

Dass er nach der Verlagerung des Instituts im Jahre 1822 keine buchförmige<br />

Veröffentlichung mehr vorlegte, zeugt ebenso von seinen einschränkenden Arbeitsbedingungen<br />

wie von seinem anders akzentuierten Rollenverständnis. Gemessen<br />

an dem Reflexionsniveau des Westfeldschen Gutachten vermisst man bei<br />

Lappe eine wissenschaftstheoretische Grundsätzlichkeit und Differenziertheit des<br />

Denkens über die Entwicklung seines Faches und der sich daraus ergebenden<br />

Konsequenzen für die von ihm geleitete Institution. Mit dieser Einstellung war er<br />

eher ein Objekt der Wissenschaftsdynamik seiner Zeit und kaum imstande, eine<br />

zukunftsfähige Lösung für seine Tierarzneischule anzusteuern – insbesondere da<br />

ihm der konzeptuelle Beistand der Universität fehlte und Hanssen – als einer der<br />

maßgebenden Organisatoren des agrarwissenschaftlichen Bereichs – Lappe die<br />

erforderliche wissenschaftliche Qualifikation absprach. Da das Land sich nicht<br />

zwei tiermedizinische Ausbildungsstätten leisten konnte, zog die Göttinger Tierarzneischule<br />

unter diesen Umständen den Kürzeren.<br />

In seinem letzten Verwaltungsbericht für den Zeitraum vom 1. Juli 1852 bis zum<br />

30. Juni 1853 ist noch einmal erkennbar, wofür Lappe sich engagierte. Im Hospital<br />

fielen sächliche Kosten in Höhe von 392 rthlr. 1 ggr. 9 & an. Nach Abzug der<br />

Einnahme von 332 rthlr. 3 ggr. blieb der geringe Betrag von 59 rthlr. 22 ggr. 9 &<br />

als echte Belastung für das Land. Dem Hospital wurden 575 Tiere zur Behandlung<br />

übergeben, worunter 321 Pferde aber auch fünf Katzen waren. Von den Behandlungsfällen<br />

wurden 490 geheilt entlassen. Es folgen Hinweise zur damals in<br />

Deutschland grassierenden Hundekrankheit und ein Bericht über die forensischen<br />

Untersuchungen. Abschließend legt Lappe Rechenschaft über seine Lehre ab. Im<br />

WS 1852/53 hatte er Anatomie (5 SWS), Physiologie (5 SWS) und allgemeine<br />

Pathologie aller Haustiergattungen (4 SWS) vorgetragen. Der klinische Unterricht<br />

fand täglich statt – und so oft kranke Tiere eintrafen. Im SS 1853 hatte er die spezielle<br />

Chirurgie (6 SWS) und Therapie (6 SWS), die materia medica (4 SWS) und die<br />

gerichtliche Tierheilkunde mit schriftlichen Übungen (4 SWS) vorgetragen. Im WS<br />

1852/53 waren seine Lehrveranstaltungen von sechs und im SS 1853 von 11 Studenten<br />

besucht worden, und zwar von neun Tierärzten, einem Ökonomen und<br />

einem Bereiter. Von den Besuchern waren neun Landeskinder und zwei Ausländer.<br />

2237<br />

Am 14. 4. 1854 teilte das Universitätsgericht dem Kuratorium mit, dass Lappe in<br />

der letzten Nacht – überraschend – am Schlagfluss gestorben war. Man habe zur<br />

Sicherung der Sachen und der Papiere des Instituts die nötigen Anordnungen<br />

2237 UAG: Kur 4. IV. m. 5, Bll. 176-181. – Weitere Einzelheiten bei Froehner (wie Anm. 2158), S.<br />

43, Anm. 25.

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