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Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

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809<br />

Georgia Augusta – auch der Frequenz wegen – sehr spät auf das Hochschulkonzept<br />

einer universitas literarum. In dem unterstützenden Bericht der Universität vom<br />

27. 8. 1853 an das Kuratorium heißt es einleitend, Lappe habe 37 Jahre eine verdienstvolle<br />

Tätigkeit ausgeübt und man müsse jetzt um die Existenz und Bedeutung<br />

eines Universitätsinstitutes besorgt sein. Von der Befürchtung geleitet, bei der jetzigen<br />

Zusammensetzung der Prüfungskommission werde kein Tierarzt des Königreichs<br />

mehr in <strong>Göttingen</strong> studieren, wurde auf die bisherige Studienfrequenz hingewiesen,<br />

wonach 10 bis 20 Tierärzte in <strong>Göttingen</strong> studiert hätten. Es gehöre schon zum<br />

Begriffe einer universitas literarum, daß auch die Veterinärkunde auf ihr vertreten sei. Diese<br />

greife vielfältig in andere an der Universität gelehrte Fächer ein. Sie vermittle den<br />

Kameral- und Ökonomiestudenten Informationen über den Bau und die Lebensweise<br />

der Haustiere, deren Wartung und Pflege, sowie der Krankheiten und ihrer<br />

Heilung. Das Kuratorium habe in diesem Sinne gerade in den letzten Jahren viel<br />

für die landwirtschaftlichen Studien an der Universität getan. Umgekehrt wolle<br />

mancher Tierarzt kameralistische und naturhistorische Vorlesungen besuchen.<br />

Historisch gesehen habe die Veterinärwissenschaft sich aus diesen Disziplinen<br />

entwickelt. Auch die Medizinische Fakultät sei an dem tierärztlichen Institut interessiert.<br />

2235 Das in dieser Sache federführende Innenministerium war aber einstweilen<br />

nicht bereit, die Zusammensetzung der Kommission zu ändern, zumal<br />

Lappes Unterstellung einer einseitigen Zusammensetzung der Prüfungskommission<br />

nicht zutraf. Lappes Nachfolger Luelfing wurde später Mitglied der Kommission.<br />

2236<br />

Einem Aktenvermerk in Lappes Personalakte ist zu entnehmen, dass man im<br />

Kuratorium die Situation der Tiermedizin grundsätzlich anders einschätzte. Es<br />

war bereit, Einbußen in der Göttinger Tierarzneischule hinzunehmen, weil<br />

im Göttinger Institute das dem Bedürfnisse Entsprechende nicht geleistet werden könne<br />

auch endlich keine Nothwendigkeit im Interesse der Universität vorliege, die Einrichtungen<br />

in <strong>Göttingen</strong> in der Art zu vervollständigen, daß die dortige Anstalt mit der<br />

hiesigen gleichen Schritt halten könne.<br />

Auf Grund ihrer besseren Voraussetzungen war in den Augen des Kuratoriums<br />

die Tierarzneischule Hannover die veterinärmedizinische Landesanstalt der Zukunft.<br />

Sie war auf dem Weg zum Status einer Tierärztlichen Hochschule, den sie<br />

1881 erreichte. Der Göttinger Einmannbetrieb hingegen sollte nach der Auffassung<br />

des Kuratoriums auf Dienstleistungen einer Hilfswissenschaft für das Studium<br />

der Agrarwissenschaften reduziert werden.<br />

Zu dieser Entwicklung haben u. a. die Universität und auch Lappe selbst beigetragen.<br />

Die Universität hatte zu spät sich des agrarischen und ökonomischen Wissenschaftssektors<br />

angenommen. Lappe selber hatte in seinem breiten Aufgabenspektrum<br />

die Akzente anders gesetzt, als es Westfeld 1822 bei der Chancenabwägung<br />

zwischen den Anstalten in Hannover und <strong>Göttingen</strong> empfohlen hatte. Zur<br />

2235 UAG: Sek 485 (2), Bl. 90 f.<br />

2236 Hieronymi (wie Anm. 2166), S. 140.

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