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Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

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literarischen Arbeiten. Demnächst werde er altersbedingt auch nicht mehr so viele<br />

Vorlesungen wie bisher halten können. 2226<br />

Da die von vielen Tierärzten erhoffte Verbesserung ihrer Lage im Zuge der gescheiterten<br />

Revolution von 1848/49 ausblieb, und die in <strong>Göttingen</strong> projektierte<br />

Gründung einer praktisch-ökonomischen Lehranstalt, so wie einer höheren Forstlehranstalt<br />

zunächst ohne Folgen blieb, fühlte sich Lappe vermutlich herausgefordert,<br />

am 22. 4. 1850 in ungewöhnlich scharfem Ton seine Ansprüche erneut vorzutragen.<br />

Er habe 40 Jahre in <strong>Göttingen</strong> die Tierheilkunde gelehrt und bitte im<br />

tiefsten Schmerz um Gerechtigkeit. Hannover sei aber durch die Begünstigung der<br />

Quacksalberei hinter den zivilisierten Staaten zurückgeblieben. Dieser Mißgriff hat<br />

uns zum Gespötte aller anderen Nationen gemacht. Verfehlte Verordnungen hätten dem<br />

Lande mehr Schaden zugefügt als alle Seuchen und Herdenkrankheiten.<br />

Es existiert keine Universität in Europa, ja nicht in der Welt, wo der Lehrstuhl der<br />

Thierarzneikunde nicht mit einer Professur bekleidet ist, nur die Georgia Augusta<br />

macht hierin eine bedauerliche Ausnahme.<br />

Die Tiermedizin habe sich in den letzten 25 Jahren zu einer solchen wissenschaftlichen<br />

Höhe erhoben, dass sie mit jeder andern Wissenschaft in die Schranken<br />

treten könne. Die Eingabe der Universität in der Rangfrage aus dem Jahre 1822<br />

muss Lappe wohl tief getroffen haben, denn er spricht vom Kastengeist [...] der hier<br />

in gewissen Sphären herrscht, der sich bisher der Beschränkung zu entziehen gewußt hat und er<br />

bat um gleiche bürgerliche und politische Berechtigung – was immer das bedeuten<br />

mochte. Als junges Beispiel der Zurücksetzung seiner Ehre und Würde aber auch<br />

seiner Einkünfte, erwähnte er, dass die Behandlung der hiesigen Landgendarmeriepferde<br />

durch den Einfluss einer hohen Person ihm entzogen und dem Tierarzt<br />

L. Luelfing in Weende zugespielt worden sei. Dadurch wären ihm 50 rthlr. entgangen.<br />

2227 Damit taucht der Name des Nachfolgers auf, der nach Lappes Tod<br />

1854 dessen Stelle einnehmen sollte. Das negative Reskript des Kuratoriums fiel<br />

denkbar knapp aus.<br />

Die steigende Gereiztheit Lappes ist vermutlich auch eine Folge seiner zunehmenden<br />

Isolierung im Zuge einer Entwicklung, in der er als alternder Einzelkämpfer<br />

in der Konkurrenz mit den andern tiermedizinischen Ausbildungseinrichtungen<br />

in Deutschland nicht mehr Schritt halten konnte. Er blieb angesichts der steigenden<br />

Standards hinter den Möglichkeiten und Erwartungen der Zeit zurück: mit<br />

der Qualität seiner Tierärzteausbildung, mit dem Stellenwert der nur von ihm<br />

abgenommenen Prüfungen und den allein durch ihn ausgestellten Zeugnissen.<br />

Zum andern blieben ihm Tendenzen zur Neustrukturierung des agrarwissenschaftlichen<br />

Bereichs in der eigenen Universität nicht verborgen. Im Auftrag des<br />

Kuratoriums war Georg Hanssen, Professor der Nationalökonomie, mit der Konzeptbildung<br />

eines landwirtschaftlichen Lehrkurses beauftragt worden. Hanssen<br />

aber gehörte zu den Kritikern Lappes und hatte bereits 1849 bei der Landesregie-<br />

2226 UAG: Kur 4. IV. m. 5, Bll. 137 und 142-145.<br />

2227 UAG: Kur 4. IV. m. 5, Bll. 146-152.

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