10.12.2012 Aufrufe

Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

804<br />

kompetenz und Fachaufsicht fehlte. Die Verwissenschaftlichung in den Entscheidungsfeldern<br />

der Verwaltung forderte nach Meinung der Verwaltungskritiker eine<br />

sich spezialisierende Fachverwaltung und ein Aufbrechen des Juristenmonopols in<br />

der Bürokratie.<br />

Die Regierung verfolgte in dieser Auseinandersetzung während der ersten Jahrzehnte<br />

des 19. Jahrhunderts eine konservative Tendenz. Die traditionellen Tierheiler<br />

(Hirten, Schmiede, Stallmeister etc.) sowie Humanmediziner und akademisch<br />

gebildete Tiermediziner durften in einem ungeregelten Nebeneinander tätig sein,<br />

was zum Teil zur Konzessionierung fragwürdiger Tierheiler durch die<br />

Landdrosteien führte. Einer Akademisierung der Tierarztausbildung stand die<br />

Regierung aus Kostengründen zurückhaltend gegenüber. Sie hätte einmal die tiermedizinische<br />

Leistungen für die Landbevölkerung erheblich verteuert und zum<br />

andern wegen der vielen Roßärzte auch eine Ausweitung des Militärhaushalts nach<br />

sich gezogen.<br />

Lappe stand in diesem Konflikt auf der Seite der Tierärzte, die in diesem Zeitraum<br />

verschiedene Versuche unternahmen, ihre Interessen durch wechselnde Standesvertretungen<br />

in der Öffentlichkeit, gegenüber der Regierung und in der Ständeversammlung<br />

wahrzunehmen. An der Verordnung der Landdrostei Hildesheim vom<br />

15. 11. 1824 kritisierte Lappe, dass die Befugnis von Hirten, Huf- und Kurschmieden<br />

zur Behandlung erkrankter Tiere bekräftigt worden sei. Dadurch werde<br />

jedem gebildetem Mann das Studium der Veterinärwissenschaft verleidet. 2221 Die<br />

kritisierte Verordnung hatte offenbar einen Rückgang der Studentenfrequenz zur<br />

Folge. Nach Lappes Angaben war sie bis zum Jahr 1824 auf 25 Studenten gestiegen,<br />

um dann abzufallen. Rückblickend klagt er im Jahre 1837: Einschränkungen und<br />

Entbehrungen entziehen mir die billigsten Lebensgenüsse, denn seine Eingaben blieben<br />

ohne Erfolg, da die Landdrostei bestritt, dass ihre Verordnung die traditionellen<br />

Tierheiler begünstige, und das Kuratorium verwies auf das Innenministerium als<br />

für die Drosteien zuständige Oberbehörde. 2222<br />

Abweisende Reskripte des Kuratoriums haben aber Lappe nicht davon abgehalten,<br />

eine Verbesserung seiner Lage immer wieder zu beantragen. Ihn zwangen<br />

seine ökonomische Lage und das kränkende Gefühl einer als ungerecht empfundenen<br />

Zurücksetzung. Am 6. 5. 1839 zeigte er dem Kuratorium an, dass nur drei<br />

Hörer im letzten Semester bei ihm belegt hätten. Am 4. 8. 1841 zog er nach<br />

25jähriger Leitung der Tierarzneischule für das Kuratorium folgende Zwischenbilanz:<br />

Der Erfolg der Anstalt, welcher bei Behandlung kranker Hausthiere bis dahin von<br />

keinem anderen europäischen Institut übertroffen worden ist, vielmehr bei weitem die<br />

2221 UAG: Kur 4. IV. m. 5, Bll. 42-44. – Eine unterstützende Eingabe der Universität <strong>Göttingen</strong><br />

vom Februar 1827 bei Froehner (wie Anm. 2158), S. 40 f.<br />

2222 UAG: Kur 4. IV. m. 5, Bll. 42-44. Vgl. auch Froehner (wie Anm. 2158), S. 41. – Dort auf S. 41<br />

f. der Teilabdruck eines Briefes des mit Lappe verwandten Juraprofessors Christian Mühlenbruch,<br />

der sich am 17. 7. 1837 für diesen einsetzte. – Froehner hat "Wildenbruch" gelesen (UAG: Kur 4.<br />

IV. m. 5, Bl. 46 f.).

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!