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Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

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• Eine Einmannschule dieser Ausrichtung war bei der Ausbildungsqualität nicht<br />

imstande, mit konkurrierenden Einrichtungen Schritt zu halten. Die personell<br />

besser ausgestattete Tierarzneischule in Hannover z. B. verfügte über ein differenzierteres<br />

Lehrangebot. An den Tierarzneischulen zu Wien, Alfort, Lyon<br />

und Toulouse lehrten jeweils vier bis sechs ordentliche Professoren. Nach der<br />

Einschätzung des Marburger Mediziners Heusinger aus dem Jahr 1839 boten<br />

in Deutschland nur die Universitäten zu Wien und Berlin einen vollständigen<br />

Studiengang für Tierärzte an. 2217 Im Göttinger Falle hingegen erlaubte eine relativ<br />

isolierte Einmannschule nicht eine hinreichend fachlich differenzierte<br />

wissenschaftliche Ausbildung der Tierärzte. Die Lehre, die Prüfung und die<br />

Zeugnisse eines Einzelnen verloren an Qualität und Reputation im Vergleich<br />

mit den Angeboten und Testaten sich disziplinär verzweigender wissenschaftlicher<br />

Einrichtungen an andern Hochschulen und vergleichbaren Fachhochschulen.<br />

• Synenergie -Effekte der Universität wurden nicht genutzt. Der fehlenden<br />

Kooperation zwischen Lappe und der Universität liegt ein Versäumnis beider<br />

Seiten zugrunde. Lappes subalterne Stellung und seine isolierte Position<br />

machten es ihm schwierig, ergänzende Lehrangebote im medizinischen, naturwissenschaftlichen,<br />

ökonomischen und juristischen Bereich einzuwerben<br />

und unter der Leitvorstellung eines tiermedizinischen Vollstudiums zu bündeln.<br />

Im sog. Landwirtschaftlichen Lehrkurs wurde die Tierarzneischule nach dem<br />

Tod von Lappe das Objekt einer Übernahme, und die Veterinärmedizin wurde<br />

zur stützenden Hilfswissenschaft abgewertet. Es sind keine ernsthaften<br />

Versuche von Seiten der Universität festzustellen, unter dem übergreifenden<br />

Dach einer landwirtschaftlichen Ausbildung für die Tierarzneischule eine wissenschaftliche<br />

Auffangstellung zu entwickeln und ihr in diesem Verbund neben<br />

der Dienstleistung für andere Studiengänge eine eigenständige tiermedizinische<br />

Ausbildungsaufgabe sicher zu stellen.<br />

Insbesondere die im Vormärz zurückgehenden Studentenzahlen hatten für den<br />

schlecht besoldeten Lappe einschneidende finanzielle Konsequenzen, denn seine<br />

Dienstleistungen im Hospital hatte er in der Regel kostenlos zu erbringen und als<br />

Schriftsteller hatte der weitgehend auf Studentenhonorare angewiesene Privatdozent<br />

kaum Einkünfte. Die sinkende Studentenzahl im späten Vormärz traf auch<br />

Lappe, der 1839 nur noch drei Hörer in seinen Veranstaltungen zählte, während er<br />

1824 nach eigenen Angaben 25 Zuhörer verzeichnen konnte. 2218 Das stagnierende<br />

wissenschaftliche Niveau und die absackende Frequenz trugen beide zur sinkenden<br />

Nachfrage bei. Seit den dreißiger Jahren finden sich daher in Lappes Personalakte<br />

fast jährlich erneuerte Bitten um eine Gehaltsvermehrung. Sie werden im<br />

folgenden genutzt, um die Entwicklung der Schule und die sich verschlechternde<br />

Situation ihres Direktors in der Wechselwirkung der eben aufgezählten Tendenzen<br />

zu rekonstruieren.<br />

2217 Schirmer-Behrendt (wie Anm. 2178), S. 79 f.<br />

2218 Froehner (wie Anm. 2158), S. 39.

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