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Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

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leistung einer akademischen Ausbildung der Tierärzte nicht auf Dauer gestellt.<br />

So wie indessen bey den großen Einrichtungen unbedeutendere Umstände mit wirken,<br />

und wenigstens die Modification derselben bestimmen, so war es auch hier der Fall.<br />

Der Tierarzt Kersting in Kassel sei einigen Großen in Hannover, die auf die öffentlichen<br />

Angelegenheiten einwirken konnten als ein für jene Zeit wissenschaftlich genug gebildeter<br />

Tierarzt und zugleich als ein vorzüglich guter Praktiker bekannt geworden;<br />

und man wünschte ihn also in Hannover zu haben. 2200 Um ihm nun eine angemessene<br />

Besoldung und einigen Rang in der Gesellschaft zu verschaffen, zugleich aber dem<br />

Publico einen Beweis von der Vorsorge der Staats-Verwaltung für das Gemeine-Beste<br />

geben zu können, verband man mit Kerstings Anstellung zugleich die Idee der Anlegung<br />

einer Thier-Arzeney-Schule; und diese Verbindung wurde dadurch um so mehr<br />

befördert, daß Kersting vorher schon mit beyfalle Unterricht gegeben hatte und sich überhaupt<br />

im Unterricht-Geben sehr gefiel. So wurde also die Roß-Arzeney-Schule zu<br />

Hannover gegründet.<br />

Diese etwas abschätzige Bemerkung Westfelds über Johann Adam Kersting<br />

wird dessen Leistung nicht gerecht. Dieser hatte als Hufschmied angefangen<br />

und war damit einen der traditionellen Weg zum Tierarzt gegangen,<br />

während Lappe – eine Generation später – eine akademische Ausbildung<br />

an der Georgia Augusta und das spezielle Angebot zweier Fachschulen<br />

in Hannover und Berlin für seine Qualifizierung nutzen konnte.<br />

Mit seiner Bemerkung über Hannover macht Westfeld auf einen Standortnachteil<br />

der Georgia Augusta aufmerksam. Bei aller naturwissenschaftlichen<br />

Vernetzungsmöglichkeit lag sie abseits der Residenz und verfügte<br />

nicht über die Möglichkeit, mit Hilfe einer örtlichen Lobby günstige Entscheidungen<br />

für sich an den Schaltstellen der Macht zu beeinflussen.<br />

In der Tat saß Lappe in der „Provinz“ und war zudem in der Universität<br />

isoliert und daher ohne eine Hausmacht. Durch die allgemeine Entwicklung<br />

sollte der Standortvorteil für die hannoversche Tierarzneischule noch<br />

zunehmen. Mit dem Jahre 1837 machte Ernst August Hannover wieder<br />

zur vollgültigen Residenz. Die Tierarzneischule am Ort konnte seit diesem<br />

Zeitpunkt mit Hof, Regierung und Garnison einen Zuwachs an Luxuspferden<br />

sowie erhöhte Anforderungen an deren qualifizierte Betreuung<br />

für sich verbuchen. Mit Blick auf seine dürftige Privatpraxis hat Lappe<br />

wiederholt das Fehlen dieser Pferdekategorie in <strong>Göttingen</strong> beklagt. Hier<br />

bestimmten eher die billigen Mietgäule für ein studentisches Publikum das<br />

Straßenbild, und sogar die Göttinger Honoratioren hielten – angesichts<br />

dieses Angebots – sich keine Pferde.<br />

2200 Zu Johann Adam Kersting als Oberhofroßarzt vgl. Hieronymi (wie Anm. 2166), S. 43-63 und<br />

Breickmann (wie Anm. 2171), S. 18-33. – Ferner in Bezug auf <strong>Göttingen</strong> Froehner (wie Anm. 2158),<br />

S. 21.

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