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Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

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479<br />

Fremdherrschaft alle Spuren des Gesetzbuches der Franzosen, des Code Napoléon, aus<br />

dem deutschen Rechtswesen zu tilgen und im Wege der umstandslosen Restauration,<br />

kritiklos den alten Rechtszustand wiederherzustellen, wo es doch nach Brinkmanns<br />

Auffassung ein Gebot der Stunde war, die wiedergewonnene Freiheit zu<br />

nutzen, um die bisher wenig berücksichtigten Bedürfnisse der Gesellschaft im<br />

Rahmen einer zu erneuernden Gesetzgebung aufzugreifen. Die negative Tendenz<br />

der Restauration machte Brinkmann an der gerade erschienenen Schrift von Rehberg<br />

dingfest:<br />

� Ueber den Code Napoléon und dessen Einführung in Deutschland. Von August<br />

Wilhelm Rehberg, Königlich Grosbrittanischem Hofrathe und Mitgliede der Gesellschaft<br />

der Wissenschaften zu <strong>Göttingen</strong>. Hannover, bey den Gebrüdern Hahn.<br />

1814. [XVI + 319 S.]<br />

Als entschiedener Gegner der Französischen Revolution hatte Rehberg deren<br />

Entwicklung von Anfang an in einer begleitenden Artikelserie während der Jahre<br />

1780 bis 1795 kritisch analysiert und bewertet. Nach dem Abzug der französischen<br />

Besatzungstruppen verfolgte er mit seiner Schrift gegen den Code Napoléon<br />

die Absicht, Deutschland zur Befreiung von dieser Spätfolge der Französischen<br />

Revolution aufzurufen. 1197 Vielen deutschen Rechtsgelehrten fehle der rechte Gesichtspunkt,<br />

um diese Gefahr zu erkennen, indem sie den Code Napoléon als eine neue<br />

Redaction und Modification alter Rechte ansähen und so behandelten (S. VIII). Es existiere<br />

aber ein enger Zusammenhang zwischen dem Code Napoléon und der republikanischen<br />

französischen Gesellschaft. Durch die Einführung dieses neuen Rechtssystems<br />

in Deutschland sollte die deutsche Nation alles dessen beraubt werden, was Menschen<br />

die Herz und Gefühl haben, theuer ist (S. X). Er forderte deswegen zum Kampf<br />

gegen die philosophischen Schwärmer auf, die vollkommne Freyheit und Gleichheit unter den<br />

Menschen einführen wollten (S. IV). Aber ein Volk, das seine angeerbten Verhältnisse, Gesetze,<br />

Sitten und Sprache aufgeben muß, wird herabgewürdigt (S. X f.). Die Gesetzgebung<br />

umfasse das ganze Volk:<br />

Dem Einflusse eines bürgerlichen Gesetzes entgeht kein Mensch: und die Annahme des<br />

der deutschen Nation zugedachten Systems von Rechten und Rechtspflege, würde eine<br />

gänzliche Vernichtung alles Eigenthümlichen nach sich gezogen haben. [S. XIII]<br />

Im Rahmen dieser ganzheitlich-organischen Betrachtungsweise und der genetischen<br />

Verknüpfung der Völker (Nationen) mit ihren je eigentümlichen Rechtssystemen<br />

sah Rehberg im Code Napoléon einen undeutschen und republikanischen<br />

Geist am Werk, von dem es sich – nach der romantisch inspirierten Lehre vom<br />

1197 Sie sind zusammengefasst in: Untersuchungen über die Französische Revolution nebst kritischen<br />

Nachrichten von den Schriften welche darüber in Frankreich erschienen sind. Von August<br />

Wilhelm Rehberg, Geheime-Canzleysecretair in Hannover.<br />

Erster Theil [XXI + 256 S.]<br />

Zweyter Theil [428 S.]<br />

Hannover und Osnabrück, bey Christian Ritscher, 1793. – Zu Rehberg in Kürze: Böttcher, Dierk u.<br />

a. (Hg.): Hannoversches Biographisches Lexikon. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Hannover<br />

2002, S. 294.

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