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Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

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789<br />

Ernst Ferdinand als Krankenstall benutzt worden. In ihm sollte Lappe ein großes<br />

und ein kleines Zimmer, acht Pferdestände, ein Vorplatz und ein Boden eingeräumt<br />

werden. 2186 Die Bezeichnung Pferdeanatomie lässt vermuten, dass dies Gebäude<br />

dem Stallmeister zur Sektion gefallener Pferde gedient hatte.<br />

In einem weiteren Anschlag stellte Lappe vor, dass im geplanten Hospital die<br />

Behandlung der kranken Tiere und die verschriebenen Medikamente unentgeltlich<br />

sein müssten. Die Besitzer der Tiere sollten nur die Kosten für Futter und Streu<br />

tragen. Wie andere Hospitäler der Georgia Augusta musste auch das Tierarzneihospital<br />

in seiner Anfangsphase mit derartigen Vergünstigungen um seine Klientel<br />

werben. Lappe schlug daher vor, das Hospital zunächst mit einem Arznei-Etat<br />

von 100 rthlr. auszustatten, wobei er zur Begründung u. a. darauf hinwies, dass ein<br />

Pferd eine zwölf mal so hohe Arzneigabe als der Mensch verlange. Ferner sei ein<br />

Krankenwärter erforderlich, für den mindestens ein monatliches Entgelt von fünf<br />

rthlr. anzusetzen sei, da dieser wegen seiner Belastung keine Nebentätigkeit ausüben<br />

könne. In vergleichbaren Instituten komme auf fünf Pferde ein Wärter.<br />

Durch den Krankenwärter könne man die Ausgaben für einen Aufwärter in der<br />

Zootomie einsparen, wenn jener die Kadaver fortschaffe und den Stall heize und<br />

reinige. An Personal- und Sachmitteln seien daher 160 rthlr. notwendig. 2187 Als<br />

weitere Kosten listete Lappe noch die folgenden auf:<br />

Zwei Klafter Holz mit Spaltlohn: 24 rthlr. 24 ggr.<br />

Für die Präparate und Skelette nötige Materialien wie z. B. Gestelle,<br />

Eisenstäbe, Draht, Knochenbohrer, Zangen, Spiritus, Mikroskop<br />

etc: 50 rthlr.<br />

Ferner seien Skelette und Präparate zu Demonstrationen nötig. 2188<br />

Nachdem Lappe sich die Unterstützung des Kuratoriums gesichert hatte, stellte er<br />

am 12. 5. 1816 einen Antrag auf Genehmigung der Tierarzneianstalt beim Kabinettsministerium,<br />

wobei er zur Begründung auf den Nutzen der Veterinärwissenschaft<br />

für die Landwirtschaft und den Wohlstand des ganzen Landes sowie auf<br />

den Lehrbedarf der Universität hinwies. Zu den theoretischen und praktischen<br />

Vorlesungen dieses Sommers sei eine nicht geringe Zahl von Studenten erschienen,<br />

die vor allem am Klinikum interessiert gewesen seien. Unter ihnen seien einige,<br />

die sich bei ihm ex professo zu wissenschaftlichen Tierärzten bilden wollten.<br />

Auch das Akademische Museum würde durch eine Zootomie gewinnen, da dessen<br />

Präparate vermehrt werden müssten. Von Hofrat Blumenbach habe er öfter entsprechende<br />

Aufträge erhalten. Bei der Gründung der neuen veterinärischen Anstalt<br />

möge man doch auch seine Person fördern. 2189 Der wagemutige Institutsgründer<br />

war schließlich ein unbesoldeter Privatdozent und hatte durch sein Konzept<br />

einer unentgeltlichen Behandlung erkrankter Tiere seine Chancen für lukrative<br />

Nebeneinnahmen aus einer Privatpraxis nicht eben vergrößert.<br />

2186 UAG: Kur 4. IV. m. 4, Bl. 6. – Abb. des Gebäudes bei Oberdiek (wie Anm. 83), S. 23.<br />

2187 UAG: Kur 4. IV. m. 2, Bl. 1 f.<br />

2188 UAG: Kur 4. IV. m. 2, Bl. 6.<br />

2189 UAG: Kur 4. IV. m. 2, Bl. 3 f.

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