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Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

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787<br />

zeichnet ist. In Marburg soll Lappe angeblich nach einem Bericht des hannoverschen<br />

Kurators C. F. A. von Arnswaldt vom 3. 7. 1816 mit Beifall und Erfolg die<br />

Tierarzneikunde gelehrt haben, bevor ihn die westphälische Generaldirektion nach<br />

<strong>Göttingen</strong> versetzte. 2179 Lappe erwähnt diese Tatsache nicht, und ich habe für<br />

diese offensichtlich verfehlte Annahme keine Belege finden können.<br />

Für den Bericht über die Privatdozenten zu Ostern 1812 notierte Lappe, dass er<br />

seit Michaelis 1810 privatim mit Erlaubnis des Staatrats von Leist in <strong>Göttingen</strong><br />

doziert habe. 2180 Erst im laufenden Semester sei er mit Erlaubnis der Medizinischen<br />

Fakultät der Georgia Augusta und qua Promotion zum Dr. med. als Privatdozent<br />

tätig geworden. Von einer disputatio pro loco des 25jährigen Tierarztes ist<br />

nicht die Rede. Lappe hat als Dr. med. legens gelehrt. Die Medizinische Fakultät<br />

legte vermutlich auf eine Pro loco-Disputation keinen großen Wert, denn keiner<br />

der sechs andern medizinischen Privatdozenten der hier untersuchten Stichprobe<br />

war auf diese Weise „habilitiert“. Als Nebentätigkeit nennt Lappe zu Ostern 1812<br />

die veterinärische Behandlung der Herdekrankheiten im Leine-Departement.<br />

Für das SS 1812 kündigte Lappe – nunmehr im Besitz der Venia – erstmals offiziell<br />

folgende Lehrveranstaltungen an:<br />

� Hr. Dr. Lappe lehrt die Behandlung der Pferdekrankheiten, 4 Stunden wöchentlich<br />

um 1 Uhr und<br />

� hält Vorlesung 4 Stunden wöchentlich um 6 Uhr Ab. eine Vorlesung über die<br />

Seuchen der landwirthschaftlichen Hausthiere, womit er in vorkommenden Fällen<br />

practische Anweisung verbindet. 2181<br />

Konkurrierende Angebote erfolgten – wie bereits erwähnt, – durch den Stallmeister<br />

Ayrer und den Privatdozenten Dr. Uhlendorf [Nr. 14].<br />

Lappes Erwerb der Lehrerlaubnis an der Georgia Augusta lässt erkennen, dass er<br />

die Unterstützung der westphälischen Generaldirektion hinter sich hatte. Diese<br />

verfolgte sogar weitergehende Absichten. Friedrich Freiherr von Hoevel, später<br />

Präfekt des Leinedepartements, hatte sich 1808 der umstrittenen Einschätzung<br />

angeschlossen, dass die Einführung des Code Napoléon einen Rückgang des Jurastudiums<br />

in <strong>Göttingen</strong> zur Folge haben werde, und er hatte – wie Charles de Villers<br />

– vorgeschlagen, an der Universität sollten als Kompensation für diesen erwartbaren<br />

Verlust mehr Lehrstühle für die Naturwissenschaften, die Mathematik<br />

und die Technologie eingerichtet werden:<br />

Man wird nicht umhin können, in Bezug auf die Wissenschaften, welche heutzutage<br />

der Menschheit am nöthigsten sind, mit dem Jahrhundert zu marschieren. 2182<br />

J. von Müller stand diesen Plänen aufgeschlossen gegenüber, musste aber auf die<br />

strikte Anweisung des Innenministers verweisen, wonach in <strong>Göttingen</strong> keine neu-<br />

2179 UAG: Kur 4. IV. m. 2, Bl. 7. – Lappe ist nicht verzeichnet bei: Gundlach: Catalogus […] Marburgensis<br />

(wie Anm. 21). Dort auf S. 230 f. die Lehrer der seit 1788 bestehenden Tierarzneischule.<br />

2180 UAG: Sek 315, Bl. 140.<br />

2181 GGA 1812, S. 464 f.<br />

2182 Thimme (wie Anm. 67), Bd. 2, S. 300 f.

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