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Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

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� Abhandlung über den Milzbrand des Rindviehes zur Erlangung der Doctorwürde<br />

in der Thierheilkunde von Friedrich Karl Lappe aus Allendorf in den Soden.<br />

Marburg, gedruckt mit Kriegerschen Schriften. 1811. [VIII + 80 S.]<br />

Lappe hat seine Schrift über den Milzbrand seinem künftigen Vorgesetzten, dem<br />

Generaldirektor von Leist gewidmet. Im Vorwort motiviert er seine Themenwahl<br />

mit dem doppelten Hinweis, dass der Milzbrand neben der Rinderpest die<br />

schlimmste Viehkrankheit sei und sogar den Menschen befalle. Andererseits lägen<br />

nur wenige und dunkle Informationen über diese Krankheit vor. Seine Schrift<br />

enthalte nur das, was ihm die Erfahrung während seiner sechsjährigen Praxis in<br />

der Tierheilkunde diktiert habe. Er bedauert in diesem Zusammenhang, die Unvollkommenheit<br />

der Veterinär-Wissenschaft, weil sie sich bis jetzt fast ausschließlich<br />

mit den Mängeln der Pferde beschäftigt habe und die übrigen Tierarten den<br />

Empyrikern und Pfuschern ausliefere.<br />

Lappes literarischer Erstling wirft eine Reihe von Fragen auf. In den Anträgen an<br />

die Medizinische Fakultät zu <strong>Göttingen</strong>, wo diese Schrift Lappe als Qualifikationsnachweis<br />

hätte dienen können, erwähnt er sie nicht. Dort fehlt auch jede eigene<br />

Anmerkung über die Promotion in Marburg, von der Himly aber aufgrund der<br />

mündlichen Angaben Lappes seinen Kollegen zu berichten wusste. Vielleicht hat<br />

Lappes Schrift über den Milzbrand im Marburger Promotionsverfahren als Inauguraldissertation<br />

gedient, obgleich sie in der vorliegenden Form nicht als „Hochschulschrift“<br />

ausgewiesen ist, da im Titel jeder Hinweis auf eine Fakultät und Universität<br />

fehlt. Noch viel weniger ist sie durch ihre Titelgestaltung als Dissertation<br />

für eine Pro gradu-Disputation anzusehen. Vermutlich ist sie dennoch Lappes<br />

medizinische Doktordissertation. Dass Lappe in seinem Schriftverkehr mit der<br />

Medizinischen Fakultät der Georgia Augusta weder auf seine Promotion noch auf<br />

seine Dissertation hinweist, ist vielleicht durch dessen Befürchtung erklärbar, sich<br />

u. U. einem Nostrifikationsverfahren und damit einer lateinischen Disputation<br />

stellen zu müssen.<br />

Für eine Promotion Lappes an der Universität Marburg spricht eine Untersuchung<br />

Elisabeth Schirmer-Berendts. Sie führt in ihrer Geschichte der frühesten<br />

tierärztlichen Promotionen Belege an, wonach Lappe von der Medizinischen Fakultät<br />

der Universität Marburg wegen einer sehr guten Schrift über den Milzbrand,<br />

die er der Fakultät eingeschickt hatte, und aufgrund anderer vorteilhafter Zeugnisse<br />

als Tierarzt zum Dr. med. promoviert worden ist. 2178 Danach wurde Lappe an<br />

der Universität Marburg in absentia promoviert. Ob die Schrift in deutscher Sprache<br />

der Medizinischen Fakultät zu Marburg eingereicht wurde, oder eine Übersetzung<br />

in der einen oder andern Richtung im Spiel war, ist unklar. Die im Druck<br />

erschienene Schrift könnte die Übersetzung eines lateinischen Manuskriptes sein,<br />

dem in einer zweiten muttersprachlichen Fassung eine weitere Verbreitung gesichert<br />

werden sollte. Durch die Absentia-Promotion ist erklärbar, dass Lappe in<br />

diesem Zeitraum nicht in der Studentenmatrikel der Marburger Universität ver-<br />

2178 Schirmer-Berendt, Elisabeth: Zur Geschichte der frühesten tierärztlichen Promotionen. In:<br />

Veterinärhistorische Mitteilungen 12/1932, S. 77-80. Hier: S. 80.

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