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Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

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halb und innerhalb der Universität bestand also eine günstige Konstellation der<br />

Umstände, die Lappe mit dem ihm eigenen hartnäckigen Eifer erneut aufgriff,<br />

indem er sich am 13. 1. 1812 direkt an die Medizinische Fakultät wandte: Im verflossenen<br />

Jahr habe er eine abschlägige Antwort und die Weisung erhalten, sich an<br />

die Generaldirektion zu wenden. Von dort sei er beschieden worden, die Medizinische<br />

Fakultät nochmals um eine Venia zu ersuchen. In seinem kurzen Schreiben<br />

bringt Lappe abschließend die Hoffnung zum Ausdruck, er werde keine Fehlbitte<br />

äußern, weil alles von der Fakultät abhänge. Dekan Blumenbach schlug leichthin<br />

vor, wie im Jahre 1810 ablehnend zu reagieren und dieses Lappe mündlich mitzuteilen.<br />

Richter fand diese Reaktion unangemessen. Die Fakultät habe so vielen<br />

jungen Leuten, die nicht ihre praestanda prästiert hatten, die Erlaubnis erteilt, ihre<br />

Lektionen anschlagen zu dürfen. Zudem wolle Lappe eine Wissenschaft lehren,<br />

die jetzt keiner lehre. Diese Bemerkung des betagten Seniors unter den Medizinern<br />

hat sicher nicht nur bei Osiander Kopfschütteln ausgelöst.<br />

Im meinungsbildenden Umlauf veranlasste Himly diesmal seine Kollegen zu einer<br />

positiven Beurteilung. Lappe sei inzwischen promoviert. Er habe ihm gegenüber<br />

angegeben, dass dies in Marburg geschehen sei, weil er dort schon examiniert<br />

worden war, und da eine Promotion ihm dort wohlfeiler kam. Zudem sei Lappe<br />

inzwischen als Schriftsteller aufgetreten und als Praktiker bekannter geworden.<br />

Man könne ihm jetzt mehr zugestehen. Es sei etwa denkbar, dass er Ostern am<br />

Schwarzen Brett anschlagen dürfe. Dann wird man sehen, ob er es verdient. Die Fakultät<br />

sei danach u. U. imstande, der Generaldirektion wegen der erforderlichen Befreiung<br />

von der disputatio pro loco und der Aufnahme der Lektionen in den Katalog<br />

vorteilhaft zu berichten. Auch der Gynäkologe Osiander – ein Konkurrent Lappes<br />

– stimmte zu: Bisher habe er selber die Tierarzneikunde und die medizinische<br />

Polizei vorgetragen und werde dies weiterhin tun. Um nicht missgünstig zu erscheinen,<br />

habe er nichts gegen das Gesuch von Lappe und ihm dies auch gesagt.<br />

Von Crell schloss sich der Mehrheit an. Da Dekan Blumenbach im privaten<br />

Briefwechsel durch Baron von Leist angedeutet wurde, dass man einem positiven<br />

Antrag der Fakultät entgegensehe, legte jener den Facultisten am 4. 2. 1812 das<br />

Konzept eines entsprechenden Schreibens vor: falls die Generaldirektion dies<br />

genehmige, bestehe von Seiten der Fakultät kein Bedenken, Lappe die Venia und<br />

das Recht zur Ankündigung am Schwarzen Brett und im Lektionskatalog zu gewähren.<br />

Die Genehmigung durch Generaldirektor von Leist erfolgte am 11. 2.<br />

1812. 2177 Wissenschaftsexterne Ursachen und Motive sowie die Unterstützung<br />

höherer Instanzen haben letzten Endes einem hartnäckigen Außenseiter zum<br />

Erfolg verholfen.<br />

Wenn Himly als positives Argument für Lappe angeführt hatte, dieser sei inzwischen<br />

als Schriftsteller aufgetreten, so bezog er sich wahrscheinlich auf die folgende<br />

Publikation:<br />

2177 UAG: Med. Dek. et Prom. 1812. – Die Genehmigung führt u. a. an, dass Lappe in Marburg<br />

promoviert wurde. – Diesen Hinweis nimmt auch die Eintragung im Copialbuch der Medizinischen<br />

Fakultät auf (UAG: Med. Copial. 119, Bd. 1. Bl. 366).

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