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Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

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lung mit dem Hinweis, dass Lappe drei Wege zur Realisierung seines Gesuchs<br />

offen stünden:<br />

1. Promotion und Disputation (pro loco) als regulärer Weg,<br />

2. Gesuch an die Generaldirektion mit der Bitte um Dispens, wobei der<br />

Prorektor auf mögliche Begründungen aufmerksam machte (180 rthlr. an<br />

Kosten, augenblickliche Abwesenheit des Dekans und anderer Prüfer<br />

etc.),<br />

3. Beschränkung auf Privatissima im laufenden Semester, falls Lappe<br />

schon einzelne interessierte Studenten gefunden habe. Derartige Veranstaltungen<br />

seien niemandem verwehrt, weil dazu keine öffentliche Ankündigung<br />

erforderlich sei.<br />

In einer Anmerkung wies Tychsen darauf hin, dass die Tierarzneilehre früher von<br />

Prof. Erxleben gelesen worden sei, der nicht der Medizinischen Fakultät sondern<br />

der Philosophischen Fakultät angehört habe. Letztere würde zwar streng auf Erfüllung<br />

der Statuten bestehen, aber die Prüfungskosten seien doch viel geringer. Tychsens<br />

Rat lautete: mit Privatissima anfangen und – falls sich Beifall und Aufmunterung<br />

zeigten, – könne Lappe Ostern einen beliebigen Weg wählen. Ein Bericht der<br />

Universität an die Generaldirektion könne ihm zum späteren Zeitpunkt vorteilhafter<br />

sein als ein jetzt abgegebener. Die Generaldirektion würde ihm vermutlich im<br />

deutschen Lektionskatalog einen Platz neben dem Universitäts-Architekten und<br />

dem Zeichenmeister einräumen. 2175 Ein Platz unter den Privatdozenten war ihm<br />

also nicht zugedacht, aber wer um Hörer werben musste, wollte wenigstens im<br />

deutschen Lektionskatalog auf sich aufmerksam machen können.<br />

Die Befürwortung des Lappeschen Antrags durch die Generaldirektion in Kassel<br />

und den Präfekten des Leine-Departements zeigt, dass vor allem wissenschaftsexterne<br />

Gründe für eine Förderung der Tiermedizin sprachen. Das kriegerische<br />

Zeitalter hatte mit seiner erhöhten Mobilität die Seuchengefahr unter den Nutztieren<br />

gesteigert – wie es auch den Bedarf an gut ausgebildeten Roßärzten für das<br />

Militär vergrößert hatte. Die gefürchteten epidemischen Pferdekrankheiten konnten<br />

die Einsatzbereitschaft und die Schlagkraft ganzer Armeen ernsthaft in Frage<br />

stellen. Nach einem Bericht des Präfekten Franz vom 19. 10. 1810 waren im Leinedepartement<br />

nur sog. Tierärzte (Empiriker) tätig, denen eine wissenschaftliche<br />

Ausbildung fehlte. Zur Behebung dieses Mangels schlug der Präfekt dem Innenminister<br />

von Wolffradt vor, Lappe zum Departements-Tierarzt zu ernennen, was<br />

durch dessen Arrêté vom 23. 12. 1810 geschah. 2176<br />

Die Antwort des Prorektors Tychsen auf den missglückten Antrag Lappes zeigt,<br />

dass an der Georgia Augusta Alternativen für eine wissenschaftssystematische<br />

Verortung der jungen Tiermedizin auf ihrem Weg zu einer selbständigen Universitäts-Disziplin<br />

bestanden: bei einer kameralistischen Akzentuierung war ihre Zuordnung<br />

zur Philosophischen Fakultät denkbar, aber auch die Medizinische Fakultät<br />

war durch ihre biowissenschaftliche Breite zur Verankerung geeignet. Außer-<br />

2175 UAG: Sek 315, Bl. 92.<br />

2176 Thimme (wie Anm. 67), Bd. 2, S. 303.

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