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Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

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783<br />

Leine-Departements – ermuntert, wählte er <strong>Göttingen</strong> zu seinem Wohnort und<br />

beantragte von hier aus bei der Generaldirektion, Unterricht in der Tierarzneikunst<br />

geben und diesen im Lektionskatalog der Georgia Augusta anzeigen zu<br />

dürfen. Wie er in seiner Vorstellung an die Medizinische Fakultät am 13. 9. 1810<br />

ausführt, hatte er am 29. August eine Resolution des Generaldirektors erhalten,<br />

wonach die Entscheidung über seine Venia von der Fakultät abhänge. Im Falle<br />

einer Zusage der Fakultät sah Lappes Zeitplan vor, bereits Michaelis 1810 mit den<br />

Vorlesungen zu beginnen. 2173<br />

Keine Fakultät sah es gern, wenn ihre originäre Zuständigkeit für die Vergabe der<br />

Venia von einem Antragsteller missachtet wurde und er andern Orts darum einkam.<br />

In dieser Hinsicht beging Lappe gleich mehrere Fehler. Er hatte sich zunächst<br />

an die Generaldirektion in Kassel und an den Präfekten gewandt. Dieser<br />

schickte Lappes Unterlagen zudem an den Prorektor mit der Bitte, sie an die Medizinische<br />

Fakultät weiterzureichen. Auch Lappes Antrag an die Fakultät beachtete<br />

nicht die Konventionen: es war deutsch abgefasst, enthielt emotional geprägte<br />

Passagen und berührte das Kernproblem der fehlenden Promotion und Habilitation<br />

überhaupt nicht, auf das es der Fakultät vor allem ankommen musste. Die<br />

umfangreiche Stellungnahme des Dekans Himly für die Facultisten vom 17. 9.<br />

1810 verrät etwas über die Irritationen mit diesem Antragsteller angesichts des<br />

Inhalts und der Form seines Antragschreibens. Nach Himlys Auffassung müsse es<br />

zwar den Präfekten interessieren, ob Lappe praktische Kenntnisse habe, die Fakultät<br />

aber gehe dieses weniger an. Für sie sei bedeutsam, ob derselbe solche literarische<br />

Bildung (incl. der gewöhnlichen Sprachkenntniß) besitzt, daß wir ihm venia docendi geben können,<br />

ohne uns zu prostituiren. Bei dem Andringen hier promovierter junger Doctoren<br />

um eine venia docendi, seien die Folgen zu bedenken, wenn wir einem uns völlig unbekannten<br />

jungen Mann die Venia geben. Da Lappe – wohl aus Bescheidenheit – angemerkt<br />

hatte, daß ich es mit Thieren und nicht mit Menschen zu thun habe, hielt Himly<br />

dagegen, dass diese Unterscheidung unerheblich sei, denn Lappe solle als Dozent<br />

„Akademikern“ Unterricht geben, wobei es gleichgültig sei, ob er über Menschen,<br />

Tiere, Pflanzen oder Steine lehre. Unter Hinweis auf die geltenden Vorschriften<br />

für die Vergabe der Venia lehnte die Fakultät Lappes Antrag ab. 2174 Er wurde wohl<br />

als einseitiger Spezialist und theoriearmer Praktiker wahrgenommen, dem neben<br />

einer breiten medizinischen Ausbildung offensichtlich einiges an altsprachlicher<br />

Bildung fehlte – von der Unkenntnis akademischer Gepflogenheiten zu schweigen.<br />

Die Absage der Medizinischen Fakultät lief den komplizierten Antragsweg zurück.<br />

Prorektor Tychsen bat am 22. 9. 1810 den Präfekten, die anliegende Erklärung der<br />

Medizinischen Fakultät an Lappe zu übermitteln. Tychsen verknüpfte diese Mittei-<br />

2173 UAG: Med. Dek. et Prom. 1812. – In einem Brief an den Regierungsrat Bunsen hat er am 3. 11.<br />

1847 die Hinweise auf seinen Studiengang durch die Angabe ergänzt, er habe danach ein Jahr die<br />

preußischen und mecklenburgischen Gestüte bereist (UAG: Kur 4. IV. m. 5, Bll. 142-145).<br />

2174 UAG: Med. Dek. et Prom. 1812 und UAG: Sek 315, Bll. 89/90.

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