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Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

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lateinisch zu disputieren. Der offensichtlich lateinschwache Lappe schloss sich<br />

daher der Medizinischen Fakultät an. Dort gelang ihm mit dem Konzept einer<br />

Tierklinik zwar die Institutionalisierung der Tiermedizin, mit der disziplinären<br />

Einbettung seines Faches in der Medizinischen Fakultät war er aber nicht erfolgreich.<br />

Die 1822 gegründete königliche Tierarzneischule war zwar ein Teil der Universität,<br />

aber als obrigkeitliche Gründung stieß sie bereits in den Anfangsjahren<br />

auf Reserve bei der Medizinischen Fakultät: deren Professoren und Klinikdirektoren<br />

hatten Rangprobleme mit diesem angeblichen Director im Status eines Privatdozenten.<br />

Während der folgenden Jahrzehnte blieb Lappe als praktizierender<br />

Dienstleister mit seiner Tierarzneischule hinter der Entwicklung in der forschungsintensiven<br />

Medizinischen Fakultät zurück. Seine Versuche, die Stellung und den<br />

Titel eines Professors zu erhalten, waren daher zum Scheitern verurteilt. Für Erxlebens<br />

Alternative einer Verankerung der Tiermedizin in der Philosophischen<br />

Fakultät mit einer stärkeren kameralistischen Orientierung auf einer breiteren<br />

naturwissenschaftlichen Basis hatte sich Lappe nicht entscheiden können. Für die<br />

heute geltende organisatorische Einbindung der Tiermedizin in die Agrarwissenschaften<br />

gab es am Anfang des 19. Jahrhunderts an der Georgia Augusta keine<br />

sozioökonomischen Richtungsentscheidungen und Konzepte. Auch der Weg<br />

einer Akademiegründung war für Lappe zu diesem Zeitpunkt nicht begehbar. Auf<br />

ihm haben andere Disziplinen der heutigen Fakultät der Agrarwissenschaften<br />

zunächst als selbständige Einrichtungen neben der Universität ihre Entwicklung<br />

und spätere Integration in die Georgia Augusta eingeleitet. 2167 Lappes Fachrichtung<br />

wurde in der Medizinischen Fakultät ohne Anspruch auf wissenschaftliche<br />

Parität in der selbst gewählten Nische einer Service-Einrichtung auf dem Niveau<br />

einer assoziierten „Schule“ geduldet und damit um ihre Entwicklungschancen<br />

gebracht.<br />

Entgegen der öfter vertretenen Meinung hatte Lappe nur den Rang und nicht den<br />

öffentlich wirksamen Titel eines Professors. Der Rang eines Professors war nicht<br />

nur auf dem internen „Jahrmarkt der Eitelkeiten“ etwa bei Prozessionen belangvoll,<br />

er ließ sich aber nicht werbewirksam für die Gewinnung des studentischen Publikums<br />

oder renommeeerzeugend zur Aufwertung des neuen Faches einsetzen.<br />

Lappe hatte z. B. lt. Protokoll dem im Professorenrang geführten Stallmeister der<br />

Universität zu folgen. 2168<br />

2167 Herpel, Hans Joachim: Die Entwicklung des landwirtschaftlichen Studiums an der Universität<br />

<strong>Göttingen</strong>. <strong>Göttingen</strong> 1932. Dort eine Darstellung der Tierarzneischule unter Lappe auf S. 80-87. –<br />

Becker, Heinrich/Schmitt, Günther: Die Entwicklung der Agrarwissenschaften an der Georg-<br />

August-Universität zu <strong>Göttingen</strong>. In: Schlotter (wie Anm. 528), S. 244.<br />

2168 Ebel: Catalogus (wie Anm. 19), S. 123, Nr. 70 gibt an, Lappe sei von 1831 bis 1854 ao. Professor<br />

der Philosophischen Fakultät gewesen. – Nach Krüger, Arndt: Valentin Trichters Erben. Das Theorie-Praxis-Problem<br />

in den Leibesübungen an der Georg-August-Universität (1734-1987). In: Schlotter:<br />

(wie Anm. 528), S. 286 soll Lappe seit 1842 ao. Professor gewesen sein. In beiden Fällen fehlen<br />

Quellenangaben. – Hingegen teilte das königliche Kabinett am 23. 6. 1846 dem Minister von Stralenheim<br />

auf die wiederholten Anträge Lappes hin mit, dass sowohl die Erhöhung des Gehalts als die

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