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Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

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ihr Domizil. 2163 Mit dem frühen Tod des nur 33 Jahre alten Erxlebens im Jahre<br />

1777 brach diese aussichtsreiche Entwicklung einer ersten Verfachlichung und<br />

Institutionalisierung der Tiermedizin im deutschen Universitätsbereich ab.<br />

Einen dritten Zugang zur Tiermedizin an der Georgia Augusta öffneten Lehrveranstaltungen<br />

interessierter Professoren der Medizinischen Fakultät. Besonders seit<br />

Haller war es eine Göttinger medizinische Tradition, Physiologie und Anatomie<br />

vergleichend zu betreiben, denn vor allem sein generelles physiologisches Forschungsinteresse<br />

führte Haller dazu, neben etwa 350 eigenhändig zergliederten<br />

menschlichen Leichen auch lebende Versuchstiere zu sezieren. 2164 Dieser Ansatz<br />

wurde in dem hier näher untersuchten Zeitraum vor allem von Blumenbach weitergeführt.<br />

Aber auch andere Mediziner forschten und lehrten aus einem breit<br />

gelagerten biowissenschaftlichen Interesse in der Tiermedizin. So veröffentlichte<br />

z. B. Friedrich Benjamin Osiander, Professor für Geburtshilfe an der Georgia<br />

Augusta, 1797 seine<br />

� Erinnerungen an Polizeyen, Aerzte und Hausväter, Viehseuchen betreffend. Zur<br />

Verhütung nachtheiliger Folgen für die Menschen, zur Verwahrung des gesunden<br />

und Rettung des kranken Viehes. Aus eigener Erfahrung geschrieben von Dr.<br />

Friedrich Benjamin Osiander, Professor in <strong>Göttingen</strong>.<strong>Göttingen</strong>, gedruckt und<br />

verlegt von Joh. Georg Rosenbusch. 1797. [128 S.] 2165<br />

Dazu bot er entsprechende Lehrveranstaltungen an. Es vermittelte vor allem die<br />

Erfahrungen eines ehemaligen praktischen Landarztes in Württemberg, der nach<br />

alter ländlicher Tradition für Mensch und Tier zuständig gewesen war, und es<br />

entsprach der Auffassung mancher Universitätsmediziner, die den Zusammenhang<br />

der einen Medizin zu bewahren versuchten und meinten, eine Sezession der<br />

Tierärzte durch einen eigenständigen Ausbildungsgang verhindern zu müssen. 2166<br />

Dieser generelle Ansatz meinte einstweilen ohne fachliche Spezialisierung und<br />

Institutionalisierung auskommen zu können.<br />

Vor diesem Gefüge unterschiedlicher Entwicklungsansätze und aktiver Konkurrenten<br />

ist der Auftritt von Friedrich Karl Lappe [Nr. 16] zu sehen, der nach Erxleben<br />

einen zweiten Anlauf zur Institutionalisierung einer eigenständigen Tiermedizin<br />

an der Georgia Augusta unternahm. Im Unterschied zu seinem Vorgänger<br />

hatte er in der Philosophischen Fakultät wenig Chancen, denn diese achtete auf<br />

ihre Statuten, und das hieß im Regelfall, Kandidaten hatten pro gradu und pro loco<br />

2163 Vgl. den Göttinger Stadtplan bei Gruber, Georg B.: Naturwissenschaftliche und medizinische<br />

Einrichtungen der jungen Georg-August-Universität in <strong>Göttingen</strong>. <strong>Göttingen</strong> 1955, S. 5. – Eine<br />

Abbildung des Gebäudes bei Oberdiek (wie Anm. 83), S. 23.<br />

2164 NDB 7/1966, S. 542.<br />

2165 Im WS 1811 z. B. bot er einmal seine Veranstaltungen zur Entbindungskunst an und ferner eine<br />

Vorlesung zur Medizinischen Polizei im Umfang von drei SWS. In den beiden andern Stunden<br />

beabsichtigte er, den damit zusammenhängenden Teil der Tier-Arzneikunde vorzutragen. Dieses<br />

Angebot stand neben den tiermedizinischen Veranstaltungen von Ayrer und Uhlendorff (GGA<br />

1811, S. 1464).<br />

2166 Hieronymi, E. etc.: Die Tierärztliche Hochschule in Hannover 1778-1953. Hannover 1953, S. 17.

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