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Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

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• Der hier vor allem interessierende JUSTUS HEINRICH MÜLLER kombinierte<br />

die verschiedenen außeruniversitären Tätigkeitsfelder seit 1810 als Distriktsbaumeister<br />

und erweiterte sie nach dem Tod Oppermanns (1811) um die<br />

Funktion eines Universitätsarchitekten. Müller hatte in seiner Funktion als<br />

Distriktsbaumeister alle staatlichen Bauaufgaben in der Region wie z. B. Aufträge<br />

der Fürstenhäuser, den Bau von Gendarmerie-Kasernen, Gefängnissen,<br />

Brücken etc. wahrzunehmen. 2129<br />

Angesichts des umfangreichen praktischen Aufgabenbereichs von Müller ist es<br />

nicht verwunderlich, dass er für den Privatdozentenbericht zu Ostern 1812 anmerken<br />

musste, dass er seit seiner Anstellung als kgl. Baubedienter wegen seiner<br />

vielen Bauaufgaben die Lehrveranstaltungen an der Universität einstellt habe. Als<br />

Lehrangebote früherer Jahre nannte er damals: praktische Geometrie, ökonomische<br />

Baukunst, höhere Architektur, Unterricht im Planzeichnen und in einzelnen<br />

Teilen der Mathematik. 2130 Im SS 1812 kündigte er als Distriktsbaumeister – für<br />

Frühaufsteher – nur eine Veranstaltung an:<br />

� Die practische Geometrie […] Hr. Districts-Baumeister Müller verbunden mit<br />

Uebungen in militärischen und topographischen Vermessungen, drey Mahl wöchentlich,<br />

des Morgens von 5 bis 8 Uhr. 2131<br />

Mit dieser Veranstaltung begleitete Müller die theoretische Vorlesung von Thibaut.<br />

Die überlieferten Akten lassen nicht erkennen, dass sich Müller über seine eingeschränkten<br />

Lehrmöglichkeiten beschwert hätte. Von den formalen Voraussetzungen<br />

her, hatte er als Nicht-Promovierter keine Aussichten auf eine akademische<br />

Karriere. Wie für seinen musikwissenschaftlichen Kollegen Forkel bestand auch<br />

für Müllers „Kunst“-Richtung an der Georgia Augusta zu seinen Lebzeiten keine<br />

Chance auf Institutionalisierung und die Aussicht, sie als Professor vertreten zu<br />

können. In diesem Punkt war Müller noch schlechter gestellt als der weitgehend<br />

ohne Konkurrenz lehrende Magister h. c. Forkel. Die Baukunst war Teil der mathesin<br />

applicata, in der eine Reihe von Privatdozenten ohne Karriereaussichten als<br />

Müllers Konkurrenten auftraten, um insbesondere die kameralistischen Erfordernisse<br />

in der Ausbildung der künftigen Juristen und Verwaltungsbeamten im Landesdienst<br />

abzudecken. Die historische Dimension seiner Fachrichtung, in der<br />

Forkel vor allem seine wissenschaftlichen Erfolge erstritt, wurde an der Georgia<br />

Augusta – was die Baukunst anging, – durch die Lehrangebote und Publikationen<br />

von Professor J. D. Fiorillo abgedeckt. Seiner Bestallung entsprechend – aber<br />

auch unter dem Zwang der Verhältnisse – hat Müller sich in erster Linie als Architekt<br />

gesehen, der daneben gemäß seinen beschränkten zeitlichen Möglichkeiten –<br />

2129 UAG: Sek 315, Bl. 152.<br />

2130 UAG: Sek 315, Bl. 152.<br />

2131 GGA 1812, S. 467.

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