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Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

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763<br />

Rund ein Jahrzehnt nach seiner ersten Eingabe im Jahre 1803 wiederholte Forkel<br />

bei der nunmehr wieder etablierten welfischen Landesherrschaft das damals abgelehnte<br />

oder nicht beantwortete Gesuch um die 300 rthlr. In seinem Antrag vom<br />

24. 4. 1814 bediente er sich diesmal des fragwürdigen Argumentes, der Geheime<br />

Kabinettsrat Brandes habe ihn auf die Berechtigung seines Anspruchs hingewiesen.<br />

Alternde Privatdozenten waren, wie dies auch der Fall von Dr. Lappe [Nr. 16]<br />

zeigt, anfällig für Argumente mit dem Charakter von Verschwörungstheorien, um<br />

sich und andern ihre Benachteiligung zu erklären. Das Kuratorium stellte im<br />

Rahmen einer Anweisung an die Universitätskasse klar, die Akten der Jahre 1779<br />

und 1803 hätten nichts über eine weitergehende Zusicherung an Forkel ergeben.<br />

Der Vorgänger Kreß habe 100 rthlr. erhalten, die aber durch eine Etatentscheidung<br />

des Königs von 1773 auf 80 rthlr. reduziert worden seien. Die Universitätskasse<br />

wurde aber angewiesen, Forkels Besoldung vom 1. April dieses Jahres an auf<br />

100 rthlr. und sein Lizent-Äquivalent auf 40 rthlr. zu erhöhen. 2098<br />

Am 22. 5. 1814 dankte Forkel dem Kuratorium in tiefster Untertänigkeit für die<br />

erwiesene hohe Gnade, holte dann aber aus großer Enttäuschung über den behördlichen<br />

Undank zu einer kritischen Gegenrechnung aus, indem er zunächst<br />

anhand von drei Argumenten den Kuratoren aufzeigte, dass sie für einen Mann, der<br />

es doch nicht lange mehr genießen kann, ein Mehreres hätten thun können.<br />

In einer von Bitternis geprägten Lebensbilanz rechnete er dem Kuratorium vor,<br />

dass er in vieljähriger Entbehrung von einem so kleinen Salarium gelebt habe, für<br />

welches Ew. Excellenz nach meinem Tode kaum einen gemeinen Musikanten, der sich nur auf<br />

Tanz-, Tafel- und Feldmusik versteht, durchaus aber keinen Mann, wie er für eine Lehranstalt,<br />

wie die hiesige Universität ist, gehört, werden haben können.<br />

Er leide zudem sehr unter den augenblicklichen Kriegslasten, an Landesdefensionssteuern,<br />

an Einquartierungen, gezwungenen Anleihen und andern Abgaben mancherley<br />

Art, auch an Störungen in den Kunstgeschäften etc. etc.<br />

Schließlich wies er auf die besonderen Probleme eines frei schaffenden<br />

Künstlers in diesen kriegerischen Jahren hin: in Rücksicht des jetzt so allgemein<br />

gesunkenen Wohlstandes, wodurch die schönen Künste, die nur im Frieden gedeihen<br />

können, so darniederliegen, dass kein braver Künstler sich durch seine Kunst, anständig,<br />

wie es wohl doch seyn sollte, ernähren kann.<br />

In einer abschließenden Bemerkung bekennt Forkel, dass er wegen der<br />

Möglichkeit, hier seinen theoretischen Neigungen nachgehen zu können,<br />

sich an den Wissenschaftsstandort <strong>Göttingen</strong> gebunden habe. Man habe<br />

aber seine Leistung als Wissenschaftler hier nicht gewürdigt, und er sei<br />

nunmehr im hohen Alter als Praktiker an andern Orten ohne Chancen:<br />

Ich bin jetzt in Ew. Excellenz Händen. Früher hätte ich an jedem bedeutenden Ort<br />

[mein] sogenanntes Glück machen können. Jetzt, da meine Neigung für das Wissenschaftliche<br />

der Kunst mich nun einmal hier festgehalten hat, obgleich ich immer gewußt<br />

und gefühlt, daß ich nicht erkannt war, leidet mein Alter eine Veränderung meines<br />

2098 UAG: Kur 7. g. 5, Bl. 26.

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