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Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

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sität geführt wurde, ist unklar. Aber auch dieser Status hätte ihn nicht zur Lehre<br />

verpflichtet, so dass er – mitten im Semester – Ende Mai 1801 seine Forschungsreise<br />

antreten konnte.<br />

Vor Ort setzte Forkel die publikumswirksamen Akzente seines Berufslebens nicht<br />

im Hörsaal sondern im Konzertsaal, wie ein später Höhepunkt im Leben des Pianisten<br />

Forkel zeigt. 1809 beeindruckte er mit seinen Schülern Wolf, Graf Baudissin,<br />

dem russischen Fürsten Paul Dolgorouki und dem Obersteuerrat Iffland aus<br />

Hannover durch die Aufführung zweier Konzerte von Bach für drei bzw. vier<br />

Klaviere. 2095<br />

Im neuen Jahrhundert machen sich bei Forkel jene Existenzängste bemerkbar, die<br />

sich auch bei andern nicht oder schlecht besoldeten Privatdozenten mit dem herannahenden<br />

Alter zu zeigen pflegten. Er war nunmehr im sechsten Lebensjahrzehnt<br />

und hatte es über Jahrzehnte hingenommen, dass sein Fixum immer noch<br />

jene kümmerlichen 80 rthlr. betrug, die ihm das Kuratorium bei seiner Einstellung<br />

zugestanden hatte. Die wenigen Eingaben seiner Personalakte aus den letzten<br />

Lebensjahren sind Petitionen, mit denen er eine Erhöhung seiner Besoldung zu<br />

erreichen versuchte. Einen ersten Anlauf unternahm er mit einer Eingabe vom 9.<br />

5. 1803. Er wies einen nicht genannten Staatsminister darauf hin, dass er seit 1779<br />

mit einer Besoldung von 80 rthlr. auskommen müsse und bat die alte Zusage zu<br />

realisieren, wonach ihm eine Stellenbesoldung von 300 rthlr. zustand. Nach 24<br />

Jahren sei angesichts einer so lange Jahre bewiesenen Bescheidenheit und Uneigennützigkeit<br />

der Zeitpunkt gekommen, diese Zusage einzulösen. 2096 Eine Antwort ist in den<br />

Akten nicht aufzufinden. Vielleicht haben die politischen Turbulenzen dieses Jahres<br />

und der rasche Wechsel der Regime in der Folgezeit eine Reaktion verhindert.<br />

In der westphälischen Zeit war Forkel weiterhin als Musikdirektor der Universität<br />

tätig und hatte z. B. bei den Besuchen seines königlichen Landesherrn aus Kassel<br />

die musikalischen Honneurs zu arrangieren. Als beim königlichen Besuch am 15.<br />

Mai 1808 der Paukenschläger fehlte, hatte Forkel selbst dies Instrument zu rühren.<br />

Er konnte dennoch nicht verhindern, dass der Empfangsmarsch verpfuscht wurde,<br />

denn der überraschend schnell anreitende König Hieronymus hatte alle Terminpläne<br />

ins Wanken gebracht. Dafür konnte Forkel bei dem mit großem Aufwand<br />

gefeierten königlichen Besuch am 19. 8. 1810 an dessen Vorabend ein glänzendes<br />

Konzert dirigieren. 2097 Derartige Ereignisse machten sich auch im Geldbeutel<br />

eines Musikdirektors bemerkbar.<br />

2095 Kohlrausch: Erinnerungen (wie Anm. 1814), S. 108. – Edelhoff (wie Anm. 2025), S. 120, Anm.<br />

56. – Mit Iffland ist wahrscheinlich Christian Philipp Iffland gemeint [vgl. Böttcher (wie Anm. 1197),<br />

S. 182]. – Forkels Wirksamkeit als Hochschullehrer ist kaum untersucht. Zu seinen Schülern zählte<br />

in dieser Zeit auch Friedrich Conrad Griepenkerl, der von Seckendorf [Nr. 31] als Professor am<br />

Carolinum in Braunschweig folgte [Müller: Carolo-Wilhelmina (wie Anm. 2032), S. 32-34].<br />

2096 UAG: Kur 7.g. 5, Bl. 24.<br />

2097 Knoke: Schulwesen (wie Anm. 50), S. 124 und weiter oben Seite 762. – Nach MGG 4/1955,<br />

beendete Forkel 1815 seine Konzerttätigkeit.

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