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Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

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machte er auch gegenüber dem bloß genießenden Kunstfreund geltend, der nach<br />

seiner Auffassung ohne diese Unterstützung in der Mittelmäßigkeit stecken bleiben<br />

würde. Einen musikpädagogischen Anfang machte Forkel in dieser Schrift<br />

mit der Erläuterung und Definition einiger Hauptbegriffe der Musikwissenschaften:<br />

Musik, Musicus, Direction einer Musik und Concert.<br />

Da der Musikliebhaber Pütter keine weiteren Programme in Forkels Veröffentlichungsliste<br />

anführt, fanden sich vermutlich unter den Dilettanten in <strong>Göttingen</strong><br />

nicht hinreichend viele, die bereit waren, ihm als Hörer in seinen Kollegien bei<br />

den theoretischen Versuchen zu folgen, die Musik durch rationale Anstrengung<br />

auf Begriff und System zu bringen. Weil sich Vorlesungen für das Konzertpublikum<br />

oder in einem Universitätsauditorium auf Dauer wohl nicht lohnten, sah sich<br />

Forkel wahrscheinlich gezwungen, in privatissimis seine Kunst und Wissenschaft an<br />

Frau und Mann zu bringen. Er gab z. B. den Schwestern Cäcilie und Adelheit<br />

Tychsen Musikunterricht, aber er fand auch bei den Gebildeten auf dem Lande<br />

Anhänger der Muse Clio. 2066 Für die Erarbeitung der Theorie der Musik sah er<br />

sich ohne das herausfordernde Wechselspiel in einem interessierten Auditorium<br />

weitgehend auf seinen Privatunterricht, den Disput unter Gelehrten, auf die Universitätsbibliothek<br />

und seine Studierstube verwiesen. Im Laufe seines Lebens<br />

sollte er eine der größten privaten Musikbibliotheken seiner Zeit sammeln. 2067<br />

Forkels Forum war nicht der Hörsaal, er musste vor allem als Musikschriftsteller –<br />

in Einsamkeit und Freiheit – sich einen Platz in der Gelehrtenwelt erstreiten.<br />

Am 14. 9. 1787 wurde Forkel aus Anlass des 50jährigen Universitätsjubiläums<br />

zusammen mit Gottfried August Bürger zum Magister h. c. ernannt, während sein<br />

juristischer Kollege Dr. Thomes [Nr. 4] auf der Basis eines Examens und einer<br />

öffentlichen Disputation rite die Doktorwürde erhielt. Heyne und Kulenkamp, die<br />

beiden vom Senat bestellten Ephoren, hatten am 1. 9. 1787 der Philosophischen<br />

Fakultät vorgeschlagen, Forkel wegen seiner Reputation und seiner Beschäftigung<br />

mit der Geschichte der Musik die honores zu erteilen. 2068 Als ehrenhalber Promovierter<br />

wurde Forkel nicht examiniert, und er brauchte die Kanzel nicht zum Disputieren<br />

besteigen. Bei der feierlichen Promotion auf dem zweistöckigen Katheder<br />

ergab sich aber ein Problem, über das der Dekan in den Fakultätsannalen vermerkte:<br />

2066 Draws-Tychsen: (wie Anm. 2415), S. 163 f. Am 14. 11. 1815 lud Forkel Adelheid Tychsen brieflich<br />

ein, wie früher an der am gleichen Tage beginnenden Sing-Akademie teilzunehmen (ebd. S. 164).<br />

Vermutlich wurde Ernst Schulze [Nr. 32] durch die Schwestern zu seiner Bachverehrung angeregt.<br />

Ein Gemälde von Cäcilie war der Anlass für sein Gedicht Johann Sebastians Bachs Apotheose (ebd. S.<br />

79-87). Forkel soll erheblich zur Musikalität der Poesie von Schulze beigetragen haben (ebd. S. 164).<br />

– Vgl. auch Rausch (wie Anm. 2046), S. 145-170. Hier: S. 156 über Forkels Beziehungen zur Familie<br />

von Otto, Freiherr Grote, in Jühnde.<br />

2067 Edelhoff (wie Anm. 2025), S. 22.<br />

2068 Edelhoff (wie Anm. 2025), S. 24.

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