10.12.2012 Aufrufe

Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

753<br />

In der neuen Abteilung des Lektionsverzeichnisses versuchte die Fakultät unter<br />

dem Generalnenner der Ästhetik, die theoretischen und praktischen Ansätze im<br />

Bereich der Schönen Künste zu vereinigen und entsann sich dabei reichlich spät<br />

der Kunst und Wissenschaft des Musikdirektors Forkel. Mit dieser Neuordnung<br />

fand der als musikalischer Praktiker angestellte und lange Zeit so wahrgenommene<br />

Forkel in seiner Korporation jedenfalls eine äußere Anerkennung als Gelehrter<br />

und eine kleine Geste der Wertschätzung seiner wissenschaftlichen Tätigkeit. 2063<br />

Vielleicht rangierte Forkel seit diesem Zeitpunkt in der Wahrnehmung Dritter<br />

(auch) als Privatdozent. Ob dies seine Selbsteinschätzung veränderte, ist nicht<br />

erkennbar.<br />

Der Wortlaut der ersten Ankündigung Lehrankündigung im SS 1785 wurde in den<br />

folgenden Jahrzehnten fast stereotyp beibehalten und konnte als Stehsatz durchgehen.<br />

Rund ein Vierteljahrhundert später lautet im Stichsemester des Sommers<br />

1812 Forkels Ankündigung – leicht variiert – immer noch:<br />

� In der Musik wird Hr. Musik-Direktor M. Forkel theoret. und pract. Unterricht<br />

in belieb. Stunden ertheilen. 2064<br />

Da somit die Quellenbasis differenzierter Lehrankündigungen fehlt, bleibt uns die<br />

offizielle Lehrtätigkeit Forkels im Universitätsbereich weitgehend verschlossen,<br />

denn aufgrund anderer Hinweise ist bisher kaum geklärt, wie Forkel seinen theoret.<br />

und pract. Unterricht in belieb. Stunden erteilt hat. Insbesondere wissen wir nicht, wie<br />

er Hörer für seinen theoretischen Unterricht fand. Wahrscheinlich sind alle, die<br />

mit ihm als Musikpraktiker in Kontakt kamen, in seine theoretischen Überlegungen<br />

nolens volens einbezogen worden. Das galt vermutlich für diejenigen, die mit<br />

ihm musizierend die Konzerte bestritten bis hin zum Publikum seiner Sommer-<br />

und Winterkonzerte, denn gemäß seinem Programm von 1777 versuchte er diesem<br />

nicht nur als Praktiker einen Hörgenuss zu vermitteln, sondern er wollte es<br />

auch in die Theorie der Musik, insofern sie Liebhabern und Kennern nothwendig und nützlich<br />

ist, einbeziehen. Für diese anspruchsvolle Einschätzung seines Publikums<br />

sprechen zwei weitere Programme aus Forkels ersten Jahren als Konzertmeister:<br />

� Ankündigung seines akademischen Winter-Concerts ... Nebst einer Anzeige seiner<br />

damit in Beziehung stehenden Vorlesungen über die Theorie der Musik<br />

[»Von der Einrichtung des Academischen Winter-Concerts«], <strong>Göttingen</strong> 1779.<br />

[11 S.] 2065<br />

� Genauere Bestimmung einiger musikalischer Begriffe. Zur Ankündigung des akademischen<br />

Winter-Concerts von Michaelis 1780 bis Ostern 1781. Von Johann<br />

Nicolaus Forkel, Director der akad. Musik. <strong>Göttingen</strong>, gedruckt bey Johann<br />

Christian Dieterich 1780. [29 S.]<br />

Mit der letzten Programmschrift forderte Forkel sein Publikum zur Anstrengung<br />

des Begriffs auf. Den begrifflichen Anspruch der Künste und Wissenschaften<br />

2063 Staehelin erörtert in seinem Artikel Forkels Rollenkonflikt als Akademischer Musikdirektor und<br />

als Musikwissenschaftler [Staehelin (wie Anm. 2025), S. 11].<br />

2064 GGA 1812, S. 470.<br />

2065 Vgl. dazu Edelhoff (wie Anm. 2025), S. 119, Anm. 26.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!