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Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

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750<br />

� Ueber die Theorie der Musik, insofern sie Liebhabern und Kennern nothwendig<br />

und nützlich ist. Eine Einladungsschrift zu musikalischen Vorlesungen von Johann<br />

Nicolaus Forkel. […] <strong>Göttingen</strong>, im Verlag der Wittwe Vandenhöck<br />

1777. [38 S.]<br />

Von der Frage ausgehend, ob Musik Natur oder Kunst sei, trat Forkel in Analogie<br />

zu andern Künsten für die Notwendigkeit von Gesetzen und Vorschriften in der<br />

musikalischen Kunst ein. Er entfaltete in seinem Programm das Konzept einer<br />

begrenzten Theorie der Musik, die er als notwendig ansah, um Liebhaber zu Kennern<br />

auszubilden. Sein theoretisches Angebot reichte – thematisch gesehen, – von<br />

der physikalischen Klanglehre bis zur musikalischen Kritik und wurde von ihm<br />

abschließend in einem fünfteiligen Aufriss einer Vorlesungsfolge vorgestellt. 2051<br />

Als Konzertmeister Kreß starb, richtete Forkel am 4. 2. 1779 an die Geheimen<br />

Räte das Gesuch, ihm die Stelle zu übertragen. Dabei machte er auf den qualitativen<br />

Sprung einer wissenschaftlich reflektierten Kunstpraxis aufmerksam, der mit<br />

seiner Anstellung verbunden sein würde:<br />

Weil aber der Titel Concertmeister, gewöhnlich bloß praktischen Instrumentalisten,<br />

insbesondere aber Violinisten gegeben zu werden pflegt; ich aber die Tonkunst, nicht<br />

wie gewöhnlich geschieht, bloß als eine praktische Kunst, sondern auch zugleich als eine<br />

Wissenschaft behandelt habe: welches sowol verschiedene von mir öffentlich bekannt gemachte<br />

theoretische Schriften, als auch die einigemale hieselbst von mir gehaltenen Privat-Vorlesungen<br />

über die Theorie der Musik beweisen können; so würde es als eine besondere<br />

Gnade verehren, wenn mir Eure Hochfreyherrliche Excellenzen diese Stelle,<br />

nebst dem damit verbundenen Salario unter dem Titel eines Musik-Direktors bey der<br />

hiesigen Akademie gnädigst ertheilen wollten. Er werde bestrebt sein, den hier Studirenden<br />

ferner Geschmack und gründliche Einsichten in die ächte Tonkunst zu verbreiten,<br />

so wie ich nach dem Zeugniße der Kenner dieses Fachs schon während verschiedenen<br />

Jahren meines hiesigen Aufenthalts gethan habe; so daß man nach und nach auch<br />

auswärts anfangen sollte, den Flor unserer academischen Musik nicht weniger zu<br />

schätzen, als man bisher den Flor der übrigen Wissenschaften an unserer Academie<br />

bewundert hat. 2052<br />

Selbstbewusst rückte er mit dem letzten Satz das Ergebnis seiner rationalen Anstrengungen<br />

in das Gefüge der wissenschaftlichen Disziplinen der Georgia Augusta<br />

ein.<br />

Am 10. 2. 1779 entsprachen die Geheimen Räte dem Gesuch Forkels wegen seiner<br />

Geschicklichkeit vorgekommenen guten Zeugnisse. Weitergehende Gehaltsansprüche reduzierten<br />

sie auf die im Universitätsetat ausgewiesenen 80 rthlr. 2053 Als symbolische<br />

und damit kostenlose Geste genehmigte König Georg dafür am 1. 3. 1779<br />

2051 Zu der bereits früh in relativer Geschlossenheit entwickelten Musiktheorie Forkels vgl. Edelhoff<br />

(wie Anm. 2025), S. 37-60.<br />

2052 UAG: Kur 7.g. 5, Bl. 1 f. – Abdruck bei Hart (wie Anm. 2038), S. 333 f.<br />

2053 UAG: Kur 7.g. 5, Bl. 3.

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