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Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

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und bat um einen Dispens von der Pro loco-Disputation. Die Fakultät<br />

befürwortete damals diesen Antrag bei der westphälischen Generaldirektion.<br />

Heyne erinnerte bei der Abstimmung seine Kollegen an die Tatsache,<br />

dass die Fakultät den Doktor der Philosophie aber auch den Magister<br />

der freien Künste vergebe, und er wies auf die Vertretung der Mal- und<br />

Zeichenkunst und der Musik im Lehrkörper der Fakultät hin. 2050 Vielleicht<br />

hatte eine noch lebendige Artes-Tradition für Forkels Lehre der Musik die<br />

erfreuliche Folge, dass ihm als praktizierendem Musicus ohne eine Graduierung<br />

beiläufig der Zugang zur Lehre der einschlägigen Wissenschaft geöffnet<br />

wurde: Musik als ars und scientia zugleich.<br />

• Triftiger ist vielleicht die Annahme, dass Forkel von der Fakultät gar<br />

nicht als Privatdozent wahrgenommen wurde. Als Organist und später als<br />

Musikdirektor versah er Ämter, durch die er als Praktiker gegenüber der<br />

Gesamtheit der akademischen Bürger als Musikproduzent und Organisator<br />

des Musiklebens in der Pflicht war. Für das weiterreichende Interesse<br />

Forkels an einer rationalen Reflexion seiner praktischen Angebote räumte<br />

die Fakultät ihm gern eine Lizenz ein, da er auf diese Weise als Praktiker<br />

das Musikleben um eine interessante Variante bereicherte. Eine Teilnahme<br />

von Studenten an den Vorlesungen war zwar erwünscht, diese richteten<br />

sich aber an den größeren Kreis des winterlichen Konzertpublikums<br />

im Konzilienhaus. Nach dieser zweiten Annahme war Forkel nicht mit<br />

einem Privatdozenten vergleichbar und seine Zulassung unterlag daher<br />

nicht den Eintrittsregularien der Privatdozentur. Wie die Meister des<br />

Zeichnens, Tanzens und Parlierens in der französischen Sprache lag Forkel<br />

mit seinem Lehrangebot für die Zielgruppe der Dilettanten zunächst<br />

noch unterhalb der Wissenschaftsschwelle. Er informierte im Konzert-<br />

und nicht im Hörsaal.<br />

Aber diese Position war entwicklungsfähig, indem etwa die Privatissima für Studenten<br />

einen größeren Stellenwert einnahmen und der theoretische Anspruch<br />

ausgeweitet wurde. Da sich das wissenschaftliche Gewicht des Musikers Forkel im<br />

Laufe seiner unterrichtlichen Tätigkeit und durch seine Publikationen rasch vergrößerte,<br />

bewegte der nicht promovierte Praktikus sich mit den Jahren in das Lager<br />

der scientifischen Privatdozenten hinüber, ohne je eine förmliche Venia zu<br />

beantragen. Ein schleichender Statuswandel des Musikangebotes und des Promotors<br />

seiner Verwissenschaftlichung waren in Gang gekommen. Noch 1779 wurde<br />

ihm und dem Tanzmeister ein Lizentäquivalent in gleicher Höhe zugestanden,<br />

aber bereits zum Universitätsjubiläum 1787 wurde Forkel feierlich zum Magister<br />

h. c. erklärt.<br />

Seit 1777 durfte Forkel seinem eben erörterten Antrag entsprechend mit Zustimmung<br />

der Philosophischen Fakultät öffentlich für Vorlesungen werben, was er<br />

prompt durch ein sog. Programm ins Werk setzte:<br />

2050 Vgl. oben Seite 95.

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