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Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

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747<br />

Forkel hatte ferner die Organisten der Kirchengemeinden zu respektieren 2042, und<br />

solange <strong>Göttingen</strong> Garnisonstadt war, machte sich das Militär vor allem mit seinen<br />

Oboisten konkurrierend bemerkbar. Die auf Musikliebhaber hoffenden Instrumentallehrer<br />

im <strong>Göttingen</strong> des Jahres 1788 führt der Pütter auf, sofern sie den<br />

Status von Universitätsverwandten hatten. 2043 Mehr oder minder renommierte reisende<br />

Künstler versuchten nach einem Arrangement mit dem Stadtmusikus in <strong>Göttingen</strong><br />

ihr Publikum zu gewinnen. Musik für den Hausgebrauch und geladene<br />

Gäste zu betreiben, stand jedem akademischen und Stadtbürger frei. 2044 Pütter<br />

unterstrich durch seine Hauskonzerte, bei denen häufig Quartette gespielt wurden,<br />

dass er auch auf diesem Felde den Takt anzugeben verstand. 2045 Herbart z. B.<br />

spielte mit der Heerens Gattin auf ihrem Fortepiano vierhändig, so wie er als Student<br />

in Jena sich mit der Hofrätin Hufeland im Duo arrangiert hatte. Leider blieb<br />

diesem viel beschäftigten Privatdozenten nur wenig Zeit, seine Kompositionen<br />

zum Druck zu bringen. 2046<br />

In dieser komplexen Angebotsvielfalt hatte der Musicus Forkel seine Wirkungsmöglichkeiten<br />

auszuloten. Man kann davon ausgehen, dass der junge Organist<br />

Forkel neben seiner amtlichen Tätigkeit als Privatlehrer Musikunterricht erteilte,<br />

wobei er besonders sein Talent auf dem Klavier ausspielen konnte. 2047 Er wird<br />

ferner seine Chancen als Instrumentalist wahrgenommen haben, indem er z. B. bei<br />

konzertanten Aufführungen, wie den Akademischen Winterkonzerten, auftrat. Da<br />

aber im Bereich der praktischen Ausübung der Musik die entscheidenden Positionen<br />

und bedeutsamen Aufgabenfelder von privilegierten Konkurrenten besetzt<br />

waren, hat Forkel zunächst vor allem im Selbststudium und mit Hilfe der Bestände<br />

der Universitätsbibliothek die rationale Erfassung der Musik durch die Erarbeitung<br />

ihrer historischen und theoretischen Aspekte zu seinem Thema gemacht. Im<br />

Rahmen der weiterhin gebotenen Vielseitigkeit seines musikalischen Angebots<br />

griff er mit profilbildender Einseitigkeit, die Verwissenschaftlichung der Musik<br />

und die umfassende Information über das zeitgenössische Musikleben als Aufgaben<br />

seines Lebens an.<br />

gen: Musik, Theater, Kunst und Vereine. In: Böhme/Vierhaus: <strong>Göttingen</strong> (wie Anm. 30), S. 909-<br />

912.<br />

2042 Bielefeld, Karl Heinz: Zur Geschichte der evangelischen Kirchenmusik in <strong>Göttingen</strong> von den<br />

Anfängen bis zum Ende des 19. Jahrhunderts. In: Henking, Arwed (Hg.): 100 Jahre St. Jacobi-<br />

Kantorei <strong>Göttingen</strong>. 1891-1991, S. 11-24.<br />

2043 Pütter: Gelehrtengeschichte (wie Anm. 20), Bd. II, S. 355.<br />

2044 Zum Göttinger Konzertwesen und der Hausmusik vgl. Fährmann (wie Anm. 2041), S. 912-915.<br />

2045 Vgl. Staehelin, Martin: Joseph Martin Kraus in <strong>Göttingen</strong>. In: GJ 40/1992, S. 199-230. Dort auf<br />

S. 216 der maliziöse Bericht von Kraus über die Aufführung von zwei seiner Kompositionen im<br />

Hause Pütters.<br />

2046 Asmus (wie Anm. 205), Bd. I, S. 218. – Rausch, Wilhelm: Die Musik im Leben und Schaffen<br />

Johann Friedrich Herbarts. In: GJ 23/1975, S. 145-170.<br />

2047 Edelhoff (wie Anm. 2025), S. 118, Anm. 25. – Wie lange Forkel das Organistenamt wahrnahm,<br />

bedarf noch der Klärung. Zur Honorierung von Schweinitz in dieser Funktion vgl. Garbe/Wiechert<br />

(wie Anm. 2037), S. 77.

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