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Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

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745<br />

bensweg und seine anschließende Karriere in <strong>Göttingen</strong> sprechen nicht dafür,<br />

dass ein späterer Wechsel in eine juristische Profession zur Erwägung stand.<br />

28. 3. 2. Der Student und Organist Forkel im Rahmen des<br />

Göttinger Musiklebens<br />

Nach seiner praktischen musikalischen Fortbildung in Lüneburg und Schwerin<br />

schrieb sich Forkel im Alter von 20 Jahren am 17. April 1769 für ein Studium der<br />

Rechte in <strong>Göttingen</strong> ein. Auf ein Armutszeugnis des ao. Professors Johann Beckmann<br />

(Ökonomie und Technologie) hin, wurden ihm die Immatrikulationsgebühren<br />

erlassen: ob paupertat. testim. Dn. Prof. Beckmanni prob. iura fisci illi remissa sunt. 2035<br />

Bereits im folgenden Jahr 1770 wurde Forkel Organist an der Universitätskirche.<br />

Wahrscheinlich stellte Musikdirektor Johann Schweinitz ihm die Probeaufgabe. 2036<br />

Wie Forkel neben dieser Tätigkeit studierend das Lehrangebot der Georgia Augusta<br />

genutzt hat, ist unbekannt. Im Fächergefüge der Georgia Augusta gab es<br />

kein unmittelbar einschlägiges Lehrangebot, von dem der Musicus Forkel sich<br />

eine direkte Förderung seiner musikalischen Interessen und Fähigkeiten hätte<br />

versprechen können. Aber der Duktus seines Denkens und Schreibens und die<br />

Aspektvielfalt in seinen späteren Publikationen zeigt, dass der Autodidakt in der<br />

Musikwissenschaft fachliche Reflexionsmöglichkeiten der Historiker, Philologen,<br />

Philosophen, Mathematiker, Physiker und Theologen seiner Universität für die<br />

Verwissenschaftlichung seiner Kunst zu nutzen und zu integrieren verstand.<br />

Mit der Organistenstelle erschloss sich Forkel nicht nur eine Verdienstmöglichkeit,<br />

sondern im Unterschied zum kostspieligen Jurastudium waren mit dieser<br />

Position Möglichkeiten zur Erweiterung seiner praktischen musikalischen Kompetenz<br />

und zu seiner beruflichen Entwicklung verknüpft. Sein Vorgänger, Musikdirektor<br />

Johann Friedrich Schweinitz (1708-1780), ein Schüler von Bach, hatte<br />

ebenfalls als Organist an der Johanniskirche und der Universitätskirche begonnen<br />

und von dort aus seine zentrale Position im Göttinger Musikleben aufgebaut.<br />

Auch mit der raschen Wende von der Juristerei zur Musik ist Forkel seinem Vorgänger<br />

Schweinitz vergleichbar. Dieser hatte im Jahre 1735 – nicht einmal drei<br />

Wochen nach seiner Immatrikulation in der Juristischen Fakultät – dem Kommissarius<br />

der Georgia Augusta den Vorschlag zur Gründung eines Collegium Musicum<br />

nach Leipziger Vorbild unterbreitet, und er hatte damit Erfolg. 2037 Die aufwendige<br />

musikalische Rahmung der feierlichen Inauguration der Georgia Augusta im Sep-<br />

2035 Selle: Matrikel (wie Anm. 1134), S. 178, Nr. 8 222. – Beckmann war mit einer Tochter des Musikdirektors<br />

Schweinitz verheiratet [Garbe/Wiechert (wie Anm. 2037), S. 84].<br />

2036 Garbe/Wiechert (wie Anm. 2037), S. 85.<br />

2037 Garbe, Daniela/Wiechert, Bernd: Der Director musices, Organist und Kantor Johann Friedrich<br />

Schweinitz. Ein Beitrag zur Musikgeschichte <strong>Göttingen</strong>s im 18. Jahrhundert. In: GJ 37/1989, S. 71-<br />

90. Hier: S. 74. – Die musikalisch aufwendige Umrahmung der feierlichen viertägigen Inauguration<br />

der Georgia Augusta im September 1737 war eine der ersten großen Aufgaben, die Schweinitz zu<br />

bewältigen hatte (ebd. S. 75). – Ferner: Wiechert, Bernd: Noch einmal: Johann Friedrich Schweinitz.<br />

In: GJ 41/1993, S. 133-136.

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