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Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

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28. 3. 1. Ein Chorschüler auf dem traditionellen Weg durch die Schulen<br />

und Chöre<br />

Forkel wurde am 22. 2. 1749 als Sohn eines Schuhmachers in Meeder bei Coburg<br />

geboren. 2025 Er war einer der fünf Handwerkersöhne unter den 32 Privatdozenten<br />

des SS 1812. 2026 Über seine frühe Entwicklung, seinen Schulbesuch und seinen<br />

Weg zur Musik liegen nur wenige verlässliche Nachrichten vor. Forkel hat es nicht<br />

als wichtig angesehen, uns über seinen Lebenslauf zu informieren. Der Schustersohn<br />

wurde u. a. durch einen dörflichen Kantor unterrichtet. 2027. Es ist nicht erkennbar,<br />

dass er durch das bedeutende Coburger Gymnasium Casimirianum in<br />

seiner intellektuellen und musikalischen Entwicklung gefördert wurde. Da Forkel<br />

1766 in die Prima des Johanneums zu Lüneburg und in dessen Mettenchor aufgenommen<br />

wurde, muss er sich zuvor an seinem Heimatort zumindest musikalisch<br />

entsprechend qualifiziert haben und im Lateinischen, das für die Einstufung vielfach<br />

entscheidend war, eine hinlängliche Leistung vorgewiesen haben. 2028 Wahrscheinlich<br />

hat er seine berufliche Zukunft als Kantor/Organist geplant, denn seine<br />

nächsten Schritte passen zu dieser Annahme, indem er zunächst die Position eines<br />

Präpositus im Schulchor ansteuerte. Die verantwortungsvolle Tätigkeit als Chorpräfekt,<br />

der seinen Kantor u. a. in den Übungsstunden zu vertreten hatte, war oft<br />

eine Zwischenstation auf dem Ausbildungsweg zum Kantorat.<br />

Forkel war vermutlich einer der letzten lockeren Singvögel aus den musizierfreudigen<br />

Schulen Thüringens. Sie bereicherten seit der Reformation die Schülerschaft<br />

norddeutscher Lateinschulen, indem sie ihre Talente als Vokalisten und/oder<br />

Instrumentalisten auf Zeit gewinnbringend im Chor ihrer Gastschulen als Kurrendeschüler<br />

oder Symphoniaci verwerteten und unter der Anregung fremder Kantoren<br />

ihre Kompetenz und Anstellungschancen als Musicus zu steigern versuchten.<br />

Gegen Ende des Aufklärungsjahrhunderts enden mit der Chortradition der La-<br />

2025 Pütter: Gelehrtengeschichte (wie Anm. 20), Bd. 2, S. 197 und Bd. 3, S. 383. – Ebel: Catalogus<br />

(wie Anm. 19), S. 133, Nr. 35 und S. 193, Nr. 2. – Aus der umfangreichen Literatur sind hervorzuheben:<br />

Edelhoff, Heinrich: Johann Nikolaus Forkel. Ein Beitrag zur Geschichte der Musikwissenschaft.<br />

Vorarbeiten zur Geschichte der Göttinger Universität und Bibliothek 15. <strong>Göttingen</strong> 1935. –<br />

Peters-Marquard, Franz/Dürr, Alfred: Art. Forkel. In: Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Bd.<br />

4/1955, Sp. 514-520 [MGG]. – Staehelin, Martin: Musikalische Wissenschaft und musikalische<br />

Praxis bei Johann Nikolaus Forkel. In: Staehelin, Martin (Hg.), Musikwissenschaft und Musikpflege<br />

an der Georg-August-Universität <strong>Göttingen</strong>. Beiträge zu ihrer Geschichte. Göttinger Universitätsschriften,<br />

A 3, <strong>Göttingen</strong> 1987, S. 9-26. Dort und in MGG Sp. 519 f. sowie Sp. 516 weitere Literaturangaben.<br />

– Ein Stich Forkels aus dem Jahr 1813 nach einer älteren Vorlage von 1786 bei Staehelin<br />

ebd. S. 10. Vgl. auch MGG Sp. 515.<br />

2026 Nach Edelhoff (wie Anm. 2025), S. 16 werden für den Vater auch Tätigkeiten als Zöllner und<br />

Kastenmeister angegeben. – Dessen geringes Vermögen soll bald nach seinem Tode 1777 verloren<br />

gegangen sein.<br />

2027 Edelhoff (wie Anm. 2025), S. 20.<br />

2028 Nach Jekutsch, Friedrich u. a. (Hg.): Christian Flor (1626-1697) – Johann Abraham Peter Schulz<br />

(1747-1800). Texte und Dokumente zur Musikgeschichte Lüneburgs. Veröffentlichungen der Ratsbücherei<br />

Lüneburg 6. Hamburg 1997, S. 157 war Forkel ein Schüler von Schulz.

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