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Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

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des Universitätsrats Oesterley. 2016 Im Unterschied zu Oesterley fehlte Riedel jenes<br />

Niveau, das Oesterley – über sein effektives Verwaltungshandeln hinaus – bei der<br />

Auseinandersetzung mit den grundsätzlichen Organisationsproblemen einer Gelehrtenrepublik<br />

auszeichnete. Während Oesterley von nun an mit Sitz und Stimme<br />

im Senat an allen wesentlichen Entscheidungsprozessen der Georgia Augusta<br />

beteiligt war, hatte Riedel im Senat und allen anderen wichtigen Gremien und<br />

Organen der Universität als Protokollführer diese Entscheidungen zu Papier zu<br />

bringen und sie gegebenenfalls in seinem engeren Zuständigkeitsbereich zu exekutieren.<br />

Riedel nahm mit ungewöhnlicher Pflichttreue und Genauigkeit die ihm aufgetragenen<br />

Verwaltungsaufgaben im Universitätsgericht und der Universitätsverwaltung<br />

wahr. Im Anschlag über die Neustrukturierung des Universitätsgerichts wurden<br />

die Studenten 1821 angewiesen, alle Zeugnisse und Pässe vom Universitätssekretär<br />

Riedel zu erbitten. In Zukunft sollte gegen Ende des Semesters, wenn die<br />

Ausfertigung der Zeugnisse für die Abgänger anstand, diese Aufgabe Riedel in der<br />

Regel viele Nächte mit wenig Schlaf bereiten. Neben der Protokollführung über<br />

die Gerichtsverhandlungen hatte Riedel ferner die schriftlichen Anträge in Prozesssachen<br />

entgegenzunehmen. Mit Riedels Entscheidung für die Laufbahn eines<br />

viel beschäftigten Gerichts- und Verwaltungsbeamten, blieb der Universität das<br />

Scheitern eines Privatdozenten in der akademischen Karriere erspart. Ostern 1830<br />

gab Riedel den Unterricht als Privatdozent auf, der sich ja ohnehin auf die Instruktion<br />

der Nachzügler der Hugoschen Vorlesung beschränkt hatte. 2017<br />

Auf der Basis einer fünfjährigen Erfahrung in seinen neu zugeschnittenen Funktionsbereichen<br />

bat Riedel am 19. 7. 1826 das Staats- und Kabinettsministerium,<br />

seine finanzielle Lage zu verbessern. Der erhebliche Umfang seiner Aufgaben<br />

lasse ihm keine Zeit für eine andere Beschäftigung. Sein Gehalt von 500 rthlr.<br />

sowie 15 rthlr. für Schreibmaterialien und 25 rthlr. von der Nassauischen Regierung<br />

reiche gerade, um ihn bei mäßiger Lebensweise vor Schulden zu bewahren.<br />

Neuerdings habe er seine hier studierenden Neffen und eine Schwester mit fünf<br />

unversorgten Kindern zu unterstützen. Auch in der Verwaltung ernährte der<br />

Hauptberuf nur selten den Mann oder gar seine Familie. Bergmann unterstützte in<br />

einem undatierten Schreiben an das Kuratorium Riedels Antrag und bezeichnet<br />

sich dabei – seit der gemeinsamen Studienzeit – als einen Freund Riedels. Zur<br />

Begründung einer Zuwendung weist Bergmann auf die enormen nächtlichen Belastungen<br />

Riedels beim Ausfertigen der Zeugnisse hin. 2018 Das Kuratorium entschied<br />

sich aber erst am 30. 1. 1828, Riedels Gehalt auf 600 rthlr. zu erhöhen. Mit<br />

Bitten um Gratifikationen versuchte Riedel in den folgenden Jahren seine Lage<br />

weiter zu verbessern. In einem Dankschreiben aus dem Jahre 1835 versicherte er<br />

2016 Vgl. die Kostenstruktur des Universitätsgericht vom 3. 5. 1826 (Besoldungen und Sporteln):<br />

UAG: Kur 3. c. 22, Bl. 53.<br />

2017 Pütter: Gelehrtengeschichte (wie Anm. 20), Bd. 4, S. 350.<br />

2018 UAG: Kur 3. e. 16, Bll. 6-8. – Das Zeugniswesen der Georgia Augusta wurde bisher nicht unter-<br />

sucht.

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