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Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

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gos Bestseller, dem Lehrbuch der Geschichte des römischen Rechts bis auf Justinian, das<br />

1815 in 5. Auflage in Berlin erschien, lieferte Riedel das Register. Die eigentümliche<br />

Arbeitsbeziehung von Hugo und Riedel ist für die Stellung beider aufschlussreich.<br />

Die Privatdozentur konnte vom einflussreichen Hugo auch dazu benutzt<br />

werden, den Fleiß eines früher ihm ergebenen Hilfsassistenten zu honorieren, und<br />

Riedel war auch noch als Universitätsaktuar bzw. als Universitätssekretär gegenüber<br />

seinem Förderer so loyal, sich unter dem Etikett „Privatdozent“ weiterhin als<br />

wissenschaftliche Hilfskraft einsetzen zu lassen.<br />

Da die Privatdozenten Riedel und Oesterley [Nr. 7] in der Verwaltungs- und in<br />

der Gerichtsorganisation der Georgia Augusta tätig waren, zählte u. a. auch die<br />

Verfolgung der Disziplinprobleme unter den Studenten zu beider Amtsaufgaben,<br />

wie die folgende Episode zeigt: Am 14. 3. 1816 erschien der Pedell Schäfer in<br />

Riedels Wohnung in der Oberen Maschstraße 5 und gab zu Protokoll, dass der<br />

Student Jacob Beyfuß gestern in einem Duell eine Gesichtswunde erhalten habe.<br />

Auf Befehl des Prorektors sei er zu Beyfuß gegangen, und habe festgestellt, dass<br />

dieser mehrere Wunden im Gesicht aufwies und auch den linken Arm in der Binde<br />

trug. Das Duell habe nicht in <strong>Göttingen</strong> stattgefunden, denn die beteiligten<br />

Studenten seien in den Wagen der Fuhrleute Sporleder und Christian aus dem<br />

Weender Tor gefahren. Da Beyfuß nicht ausgehn konnte, suchte Riedel zusammen<br />

mit dem Universitätsvizesyndikus G. H. Oesterley noch am selben Tag den Studenten<br />

in seiner Stube im Papendiek 16 auf. 2014 Der eine hatte den Studenten zu<br />

vernehmen und der andere dies – gerichtsverwertbar – zu protokollieren. Die<br />

generelle Rollenverteilung im Universitätsgericht sah vor, dass Oesterley den Prorektor<br />

bei der Urteilsfindung unterstützte, und Riedel hatte die Amtshandlungen<br />

aktenmäßig vorzubereiten und den Vollzug zu protokollieren.<br />

Die Neustrukturierung des Universitätsgerichts als Kollegialorgan zur wirkungsvolleren<br />

Verfolgung der Disziplinvergehen und zur Kontrolle der politisch aktiven<br />

Studenten hatte im Jahre 1821 zur Folge, dass Riedel u. a. mit den Aufgaben eines<br />

Sekretärs dem Universitätsgericht zugeordnet wurde, das sich nunmehr aus dem<br />

Prorektor und den beiden Universitätsräten zusammensetzte, deren Positionen<br />

damals eingerichtet wurden. 2015 Wie sein neu bestallter Kollege Oesterley [Nr. 7]<br />

hatte sich Riedel früh dazu entschieden, im Verwaltungsbereich der Georgia Augusta<br />

und nicht als Gelehrter Karriere zu machen. Beide Privatdozenten erreichten<br />

1821 – wenn auch auf unterschiedlichem Niveau – ihre endgültige Position, in<br />

der sie auf ihre Weise jahrzehntelang die Tätigkeit der Universitätsverwaltung und<br />

–gerichtsbarkeit prägen sollten. Als Universitätssekretär aber wurde Riedel 1821<br />

nach Funktion, Rang und Gehalt deutlich von den privilegierteren Universitätsräten<br />

abgesetzt. Er erhielt mit 500 rthlr. Besoldung nicht einmal das halbe Gehalt<br />

2014 Wolf, Hans-Werner: Ein Göttinger Studentenduell im Jahre 1816. Monographie eines Stammbuchblattes.<br />

In: GJ 22/1974, S. 137.<br />

2015 Siehe oben Seite 730.

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