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Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

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28. 2. Dr. jur. h. c. G. Riedel – Universitätssekretär und<br />

bürokratischer Rückhalt der Universität<br />

Gabriel Riedel [Nr. 9] wurde am 18. 1. 1781 in Holzendorf in Mecklenburg geboren.<br />

1996 Er entstammte ärmlichen Verhältnissen und war vielleicht zum Zeitpunkt<br />

des Studienbeginns Waise, denn bei seiner Immatrikulation im Jahre 1800 nennt<br />

er als seinen Vormund einen Pastor Keller in Demen im Mecklenburgischen. Für<br />

Riedels soziale Herkunft, sind wiederholte Bitten bezeichnend, mit denen er von<br />

der westphälischen Generaldirektion bzw. dem hannoverschen Kuratorium finanzielle<br />

Zuwendungen unter Hinweis auf ein fehlendes Vermögen erbat. Noch am<br />

16. 10. 1835 wandte er sich z. B. an das Staats- und Kabinettsministerium mit der<br />

Bitte, ihm zu seinem Gehalt von 600 rthlr. eine Gratifikation zu gewähren. Als<br />

Begründung führte er an, seine Besoldung reiche für ihn, weil er unverheiratet sei.<br />

Aber er müsse studierende arme Verwandte unterstützen, deren Eltern ihm in<br />

seiner Jugend entsprechende Wohltaten erwiesen hätten. 1997 Der generationenübergreifende<br />

Aufstieg der veränderungsfreudigen Habenichtse wurde auch durch<br />

die ebenso langatmig gewährte Solidarität des Familienverbandes getragen.<br />

Riedel wurde am 21. 11. 1800 an der Georgia Augusta immatrikuliert. 1998 Er studierte<br />

von Michaelis 1800 bis Michaelis 1803. 1999 Riedel hat sein Studium und seinen<br />

weiteren Aufenthalt in <strong>Göttingen</strong> vor allem durch Privatunterricht und als<br />

Hilfskraft des bedeutenden Jura-Professors Hugo finanziert. Wie das Beispiel<br />

seines juristischen Kommilitonen Friedrich Georg August Schmidt zeigt, bot eine<br />

derartige Tätigkeit Aufstiegschancen, sie war aber auch nicht ohne Risiken. 2000 In<br />

den Akten der Juristischen Fakultät habe ich keinen Hinweis auf eine Promotion<br />

Riedels finden können. Offensichtlich hat er wegen seiner begrenzten Mittel nicht<br />

einmal das Examen rigorosum absolviert, denn in den Dekanatsakten der Juristischen<br />

Fakultät fand ich keine entsprechende Eintragung. Daher besaß er nicht<br />

einmal den Doktorandenstatus als Voraussetzung für eine vorläufige Tätigkeit als<br />

Privatdozent.<br />

Riedel hatte im Unterschied zu dem eben erwähnten verhinderten Privatdozenten<br />

Schmidt das Glück, dass sein privater Arbeitgeber, Professor Hugo, sich im Unterschied<br />

zu Pütter für seine weitere berufliche Entwicklung verantwortlich fühlte.<br />

Hugo unterstützte z. B. Riedel bei seinem Einstieg in die Universitätsverwaltung.<br />

Als der Präfekt des Leinedepartements am 6. 12. 1809 der Generaldirektion vorschlug,<br />

Riedel als Adjunkt des Universitätssyndikus einzustellen, verwies er auf<br />

eine Empfehlung Hugos und berichtete, dass Riedel seit Jahren Privatunterricht in<br />

den Rechtswissenschaften erteilt hatte und dass er eben so lange von dem jetzigen<br />

1996 Pütter: Gelehrtengeschichte (wie Anm. 20), Bd. 3, S. 389; Bd. 4, S. 350. – Ebel: Catalogus (wie<br />

Anm. 19), S. 66, Nr. 95.<br />

1997 UAG: Kur 3. e. 16, Bl. 19.<br />

1998 Selle: Matrikel (wie Anm. 1134), S. 409, Nr. 19 206.<br />

1999 Pütter: Gelehrtengeschichte (wie Anm. 20), Bd. 3, S. 389.<br />

2000 Vgl. oben Seite 386.

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