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Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

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und bessern Zeitgeistes befriedigen und das erste seiner Art in Deutschland sein.<br />

Es fehle nicht an fähigen Studenten und bei schneller Realisierung dieses Vorschlages<br />

könne man innerhalb Jahresfrist die geplante Reform durch entsprechend<br />

ausgebildete Lehrer unterstützen. 1899<br />

Fockes doppelte Funktion als Mathematiklehrer am städtischen Gymnasium und<br />

als Privatdozent an der Georgia Augusta blieb vom Zerfall des Königreichs<br />

Westphalen unberührt, weil er das Glück hatte, dass sein Kollege Ebell wegen<br />

seines Alters und seiner Unbrauchbarkeit vom Schuldienst pensioniert wurde. Da<br />

Focke von sehr kleiner Statur war, hatte er zunächst mit Autoritätsproblemen in<br />

großen Klassen zu kämpfen. Nach einem Bericht des Göttinger Magistrats an die<br />

Regierung vom 25. 2. 1814 über die Veränderungen des Gymnasiums in der<br />

westphälischen Zeit war Focke allerdings wegen seiner Kenntnisse und seiner<br />

Lehrmethode bei der Unterrichtung einzelner und kleiner Gruppen sehr erfolgreich.<br />

Um existieren zu können, musste er fortan seine Arbeitskraft zwischen<br />

Universität und Stadtschule aufteilen. Für die Schüler der Stadtschule war er offensichtlich<br />

ein beliebter Lehrer. Um die von den Schülern gern gesehenen Experimente<br />

zur Versinnlichung seiner Lehre in der Physik zu ermöglichen, musste Focke<br />

allerdings die fehlende apparative Ausstattung sich in der Stadt zusammenleihen<br />

bzw. selber erstellen.<br />

Als der pensionierte Konrektor und Privatdozent J. A. Suchfort am 1. 4. 1824<br />

starb, bat Focke angesichts der großen Wohnungsnot in <strong>Göttingen</strong> um eine<br />

Dienstwohnung. Er begründete diesen Wunsch auch mit dem Argument, dass er<br />

in den größeren Räumlichkeiten jenen etwa 300 rthlr. teuren Messapparat, der ihm<br />

als Privatdozent auf Lebenszeit zur Nutzung überlassen worden war, für den geometrischen<br />

Privatunterricht von größeren Schülergruppen besser nutzen könne,<br />

was einen wohlfeileren Unterricht auch für die Stadtkinder zur Folge haben werde.<br />

Da Fockes Kollege Rektor Lünemann [Nr. 26] zu Anfang des folgenden Jahres<br />

in das zuvor von Suchfort bewohnte Offizialhaus Nr. 321 umzog, wurde für<br />

Focke das benachbarte Lehrerhaus Nr. 323 frei, für das er einen geringen Mietzins<br />

von 25 rthlr. an die Kalandskasse zu entrichten hatte. In dem Areal der späteren<br />

Paukerburg an der Roten Straße (an der Stelle des heutigen Studentenwohnheims)<br />

hat er bis zu seiner Pensionierung gelebt und dort seine Privatschüler – bzw. als<br />

Privatdozent seine Studenten – unterrichtet. Der Magistrat wollte mit der Überlassung<br />

einer Dienstwohnung auch Fockes Eifer im Gymnasialunterricht und dessen<br />

gute Folgen für die bürgerliche Jugend würdigen. 1900<br />

Focke hat nicht versucht, mit seinen Publikationen in den gelehrten Diskurs der<br />

Mathematiker seiner Zeit einzugreifen. Mit seinen Veröffentlichungen der 20er-<br />

und 30er-Jahre trug er zur Verbesserung des Mathematikunterrichts an den höheren<br />

Schulen bei, indem er Schulbücher für die Hand der Schüler verfasste. Als<br />

Anlass für seine Publikationen nennt er in der Regel den Wunsch der Schüler, eine<br />

1899 Thimme (wie Anm. 67), Bd. 2, S. 268 f.<br />

1900 UAG: Kur 4. V. c. 32, Bl. 24. – Die städtischen Akten über Focke aus der Zeit 1812 bis 1824 in<br />

STA-GÖ: MPG Nr. 212.

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