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Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

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700<br />

Focke für die erlassene Disputation zu zahlen habe. Dies sei ein Teil der Dekanatseinkünfte,<br />

die man nicht verschenken dürfe. 1890<br />

Dekan Tychsen vermerkte in den Dekanatsannalen Fockes Lateinschwäche in der<br />

Notiz über seine Aufnahme unter die Magister der Philosophischen Fakultät:<br />

in Magistrorum nostrorum numerum relatus est Christianus Focke remissa disputatione<br />

quam pro loco obtinendo habendam Statuta probant propter latini sermonis imperitiam.<br />

1891<br />

Focke erhielt danach eine Venia ohne Habilitation. Wie viele andere, die im Praxisbereich<br />

der Mathematik tätig waren, musste er sich mit dem Status eines Magister<br />

legens begnügen. Er unterschied sich dennoch vorteilhaft von dem Göttinger<br />

Gymnasiallehrer Friedrich Herbst, der nach der Dekanatsbilanz zwar die Venia<br />

docendi für die Mathematik erhielt, aber nicht in die Reihen der Magister aufgenommen<br />

wurde:<br />

1. Frid. Herbst, in Gymnasio urbano praeceptor, in mathematicis, d. 10. Jan.[1808].<br />

Herbst wurde kurz darauf von der Philosophischen Fakultät enttäuscht, als er zur<br />

Aufwertung seines Status ein Diplom der Universität Rinteln vorlegte, durch das<br />

er den Titel eines Magisters erhalten hatte. Unter Verweis auf einen Beschluss der<br />

Fakultät lehnte der Dekan die Nostrifikation als Magister ab, weil Herbst nicht<br />

den Beweis führen konnte, dass er für sein Diplom ein Examen und eine Disputation<br />

absolviert hatte. 1892 Im Fall Herbst griff die erst jüngst beschlossene Regelung<br />

gegen den Missbrauch der Nostrifikation, wodurch die Philosophische Fakultät<br />

den Kauf des Magistertitels an andern Universitäten und damit die Umgehung<br />

ihres Examens durch lateinschwache Göttinger Mathematiker verhindern wollte.<br />

Bei der Meldung zum Examen soll A. L. Schlözer dem Kandidaten Focke versichert<br />

haben: Es ist uns lieb, daß wir Sie zu uns zählen können. Fockes Studienweg zeigt,<br />

dass die Georgia Augusta für engagierte Habenichtse noch offen stand. Die Graduierung<br />

Fockes und die Vergabe der Venia lassen erkennen, dass die Philosophische<br />

Fakultät im Rahmen ihrer Möglichkeiten, Minderbemittelten den Weg zur<br />

Lehre offen zu halten versuchte. Der relativ große Anteil adeliger Studenten –<br />

insbesondere in der Juristischen Fakultät – ging nicht mit sozialer Exklusivität<br />

einher. Die Georgia Augusta bot armen Aufsteigern noch ein hilfreiches Umfeld:<br />

sozial denkende Kommilitonen und Professoren, die ihnen mit Wohlwollen und<br />

einer liberal gehandhabten Prüfungspraxis helfend zur Seite standen. 1893<br />

Seine offizielle Lehrtätigkeit als Privatdozent begann Focke im WS 1807/08. Er<br />

bot eine Veranstaltung in der reinen Mathematik mit Anwendungen auf verschiedene<br />

Fälle und eine weitere im Bereich der Algebra an. Er erklärte sich ferner in beliebi-<br />

1890 UAG: Phil. Dek. 91, Bll. 9 und 8.<br />

1891 UAG: Phil. Fak. III., Bd. 1, S. 147.<br />

1892 UAG: Phil. Fak. III., Bd. 1, S. 147 und oben Seite 260.<br />

1893 Am 1. 7. 1811 quittierte Focke, 18 rthlr. aus dem Dreyersches Stipendium von der Philosophischen<br />

Fakultät erhalten zu haben (UAG: Phil. Dek. 94, Nr. 52).

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