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Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

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kultät, indem sie am 2. 4. 1813 den Kandidaten Friedrich Lücke aus Egeln im<br />

Elbedepartement als Repetenten einstellte. 1163 Er wird später als Theologieprofessor<br />

in Bonn und <strong>Göttingen</strong> lehren.<br />

Die Gründe für die Ostbewegung Freytags werden in den Akten nicht genannt.<br />

Da besonders im Winter 1812/13 Konskriptionen und zwangsweise Rekrutierungen<br />

für die in Russland kämpfenden westphälischen und französischen Truppen<br />

auch unter den Göttinger Studenten erfolgten, ist ein Zusammenhang mit den<br />

Kriegsereignissen wahrscheinlich. Manche Betroffene versuchten von patriotischen<br />

Motiven bewegt, sich durch Flucht oder Desertation dem Kriegsdienst auf<br />

französischer Seite zu entziehen. 1164 Den seit dem Regimewechsel herrschenden<br />

Druck auf die junge Generation verdeutlich ein Missiv des Dekans J. T. Mayer an<br />

die Philosophische Fakultät vom 4. 9. 1808. Danach bat ein Herr Kühnert aus<br />

Kassel, der sich in der Baukunst ausgezeichnet hatte, um die Aufnahme als Lehrender<br />

in den Lektionskatalog. Er stand zwar auf einer nach Kassel gesandten<br />

Liste derer, die sich dem öffentlichen Unterricht widmen wollten, und die daher<br />

erwarteten, vom Militärdienst befreit zu werden. Kühnert hatte aber sich der Losung<br />

der Konskribierten stellen müssen und dabei ein ungünstiges Los gezogen.<br />

Bei der Diskussion des Antrages von Kühnert äußerten einige Facultisten die<br />

Befürchtung, die Fakultät könne sich bei einer günstigen Entscheidung kompromittieren,<br />

und in der Diskussion wurde darauf hingewiesen, dass die Behörden<br />

mehrere Privatdozenten, die bereits im Lektionskatalog standen und wirklich Kollegia<br />

gehalten hatten, ohne weiteres zur Konskription gezogen hatten. 1165 Vielleicht<br />

befand sich auch Freytag in dieser Lage, und niemand konnte für ihn einen<br />

Stellvertretervertrag abschließen, so wie es der Vater seines Nachfolgers Lücke am<br />

4. 12. 1812 tat, indem er für die enorme Summe von etwa 650 rthlr. seinen Sohn<br />

freikaufte. 1166 Am 30. 12. 1812 hatte General York in der Mühle bei Tauroggen<br />

mit dem russischen General Diebitsch einen Neutralitätsvertrag geschlossen. Vielleicht<br />

kursierten auch in <strong>Göttingen</strong> schon erste Gerüchte über die katastrophalen<br />

Verluste der Großen Armee. In einer späteren Bilanz sollte sich zeigen, dass von den<br />

104 Soldaten aus dem Bereich des späteren Stadt- und Landkreises <strong>Göttingen</strong> nur<br />

einer vom Russland-Feldzug zurückkehrte. 1167 Patriotische Motive Freytags sind<br />

auch deswegen denkbar, weil er 1815 als Divisionsprediger die preußischen Truppen<br />

bis nach Paris begleitete.<br />

1163 UAG: Sek 315, Bl. 174 f.<br />

1164 Zu den Konskriptionen vgl. Selle: Universität (wie Anm. 60), S. 232. – Ferner: oben Anm. 51. –<br />

Zum Kriegsdienst hannoverscher Theologiestudenten vgl. Holze (wie Anm. 180), S. 181. – Zu den<br />

Deserteuren vgl. auch Schaar (wie Anm. 1249), S. 59-61.<br />

1165 UAG: Phil. Dek. 92, Nr. 6.<br />

1166 Sander, F[erdinand]: D. Friedrich Lücke. Abt zu Bursfelde und Professor der Theologie zu<br />

<strong>Göttingen</strong> (1791-1855). Lebens- und Zeitbild der ersten Hälfte des Jahrhunderts. Hannover-Linden<br />

1891, S. 33.<br />

1167 Meinhardt, Günther: <strong>Göttingen</strong> in der Napoleonischen Zeit. In: GJ 18/1970, S. 123-143. Hier:<br />

S. 140.

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