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Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

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693<br />

Unterrichts. Wie im folgenden Kapitel darzustellen ist, wurde dabei dem Senior<br />

Ebell mit dem Privatdozenten Chr. Focke ein junger Mathematiklehrer an die<br />

Seite gestellt. Vermutlich war Ebell nicht mehr imstande, den veränderten Anforderungen<br />

Rechnung zu tragen.<br />

Angesichts der sich abzeichnenden Veränderungen suchte Ebell am 17. 4. 1812<br />

beim Maire von <strong>Göttingen</strong> um seine Pensionierung nach. Obgleich er seit 40 Jahren<br />

an der Schule lehrte, spürte er sich noch kräftig genug, seine Lehre fortzusetzen,<br />

und er meinte daher für seine Pensionierung Bedingungen stellen zu können.<br />

Sein Wunsch ging dahin, die Entlassung aus dem Dienst bis Michaelis zu verschieben.<br />

Da er nur ein fixes Gehalt von 55 rthlr. jährlich erhielt, bat er, alle Emolumente<br />

als Pension behalten zu dürfen – einschließlich seiner Dienstwohnung<br />

und einer Zuzahlung von fünf rthlr. pro Quartal aus der Schulkasse. Dafür solle<br />

man ihn aus dem Schul- und dem Kirchendienst entlassen. Er bat ferner um das<br />

Zugeständnis, seine Pension auch außerhalb des Landes – etwa bei seiner Tochter<br />

– verzehren zu dürfen. Der Magistrat der Stadt schätzte Ebells Leistungsfähigkeit<br />

zu diesem Zeitpunkt anders als der Betroffene ein. In einem Bericht an die Regierung<br />

aus dem Jahr 1814 heißt es in einem Rückblick, dass man Ebell wegen seines<br />

Alters und seiner Unbrauchbarkeit habe pensionieren müssen, um für den Elementarunterricht<br />

in den untern Klassen besser sorgen zu können. 1871<br />

Die Entscheidung über Ebells Pensionierung als Gymnasiallehrer berührte nicht<br />

seine Lehrtätigkeit an der Universität, denn eine Pensionierung der freiberuflich<br />

tätigen Privatdozenten war nicht vorgesehen, und Ebels Unbrauchbarkeit im Elementarunterricht<br />

des Gymnasiums blieb für seine Tätigkeit an der Universität<br />

folgenlos. Nach dem Lektionsverzeichnis für das SS 1812 kündigte Ebell trotz<br />

seines hohen Alters von 70 Jahren im Jahr seiner Pensionierung noch fünf Veranstaltungen<br />

an:<br />

� Zum Privat-Unterrichte in der reinen Mathematik erbietet sich Hr. M. Ebell.<br />

[Begleitende Veranstaltung zum gleichnamigen um 9 Uhr stattfindenden<br />

Kolleg von Prof. Thibaut, die Ebell neben den Privatdozenten<br />

Schrader [Nr. 22] und Focke [Nr. 27] anbot].<br />

� Die Analysis endlicher Größen, nebst der höhern Geometrie, trägt Hr. Prof. Thibaut<br />

um 7 Uhr vor. Hr. M. Ebell und Hr. M. Focke privatissime.<br />

� Die practische Rechenkunst Hr. M. Ebell, Hr. M. Schrader, Hr. M. Focke.<br />

� Die practische Geometrie, Hr. M. Ebell, privatissime.<br />

� Hr. M. Ebell handelt die öconomische und bürgerliche Baukunst, nebst dem<br />

Bauanschlage, privatissime ab. 1872<br />

Inzwischen waren die Texte des 1800 verstorbenen Abraham Kästner in den Hintergrund<br />

getreten. Ebell und die andern Privatdozenten orientierten sich nunmehr<br />

1871 STA-GÖ: AA Schulsachen Nr. 109. – Magistratsbericht vom 25. 2. 1814 in STA-GÖ: MPG Nr.<br />

212. – Nach den Feststellungen von Rudolph (wie Anm. 41), S. 63 wohnte ein Magister J. G. Ebel<br />

1809/1810 in der Barfüßerstr. 2. Bei ihm hatte sich damals Ernst Schulze [Nr. 32] eingemietet.<br />

1872 GGA 1812, S. 466 f. – In den Interessanten Bemerkungen (wie Anm. 2072), S. 105 wird er als herzensguter<br />

Mann und wegen seiner Lehre gelobt.

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