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Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

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688<br />

Fakultät wegen seiner Armut die Gebühr erlassen. 1855 Seine Bedürftigkeit wurde<br />

von Prof. Rudolf Wedekind bezeugt, der als Direktor der Stadtschule die oben<br />

zitierte Beurteilung in das Album der Schule eintrug.<br />

Über das Leben Ebells ist wenig bekannt, so u. a. auch nicht, wann er von der<br />

Juristischen Fakultät zur Philosophischen Fakultät wechselte und was ihn dazu<br />

veranlasste, einen mathematischen Schwerpunkt zu wählen. Da er nach Pütters<br />

Angaben 1775 mit 33 Jahren als Kollaborator an der Göttinger Stadtschule angestellt<br />

wurde, bleibt offen, mit welcher Tätigkeit er das Jahrzehnt zwischen seinem<br />

vermutbaren Studienabschluss und seinem Eintritt in den Schuldienst im Jahr<br />

1775 verbrachte und was zu seiner Anstellung als Fachlehrer am Gymnasium<br />

führte. Da Ebell später als Privatdozent sich anbot, seinen Hörern die zur Baukunst<br />

gehörigen Dinge auf Bauplätzen zeigen wollte, ist nicht ausgeschlossen, dass<br />

er nach seinem Studienabschluss als Baumeister tätig war, denn seine Lehrangebote<br />

an der Universität setzen baupraktische Erfahrungen voraus. Kästner hat in<br />

einem andern Fall den Aufstieg Göttinger Zimmermeister zur Privatdozentur<br />

ironisch kommentiert. 1856<br />

Am 26. 10. 1782 wandte sich Ebell mit der Bitte an die Stadt <strong>Göttingen</strong>, seine<br />

berufliche Zukunft als Lehrer abzusichern. Seit acht Jahren erteile er in den obern<br />

Klassen Unterricht in Mathematik und Naturgeschichte und seit zwei Jahren Lateinstunden<br />

in der Quarta mit der Exspektanz auf eine wirkliche Lehrerstelle in<br />

dieser oder in der 5. Klasse. Er habe bereits das 40. Jahr zurückgelegt und ein<br />

Bedürfnis nach Sicherheit. Falls der Magistrat den Quarta-Lehrer Johann Georg<br />

Winter sen. pro emerito erklären würde, bat er um dessen Stelle. Er sei bereit, dessen<br />

Arbeit zu übernehmen, ohne dass dessen Emolumente merklich geschwächt würden.<br />

Ebells Angabe über seine Lehrertätigkeit lässt vermuten, dass er ursprünglich<br />

als Hilfslehrer für den unzureichenden Mathematikunterricht in den oberen Klassen<br />

eingestellt wurde. In einer Verhandlung des städtischen Senats mit dem<br />

81jährigen Winter wurde eine Verabredung über dessen Ruhestandregelung getroffen,<br />

wonach dieser alle Einkünfte außer dem Schulgeld behalten sollte. Daraufhin<br />

erklärte Winter sich bereit, ab Ostern 1783 in Pension zu gehen. Noch am<br />

gleichen Tag traf der Senat mit Ebell die komplementäre Nachfolgeregelung. Da<br />

es keine Pensionfonds gab, übernahm Ebell in der Hoffnung auf das baldige Ableben<br />

seines Kollegen dessen Schularbeit und begnügte sich einstweilen mit dem<br />

Schulgeld, das die Quartaschüler zu zahlen hatten. Ebell war seit 1783 mit Dorothea<br />

Amalie Klettwig, der Tochter eines Seifensieders, verheiratet. 1857<br />

Bereits bei der Amtsübergabe der Quarta entstand Streit über die sog. Translokationsgelder<br />

(Abzugsgelder), die von jenen Kindern gezahlt werden mussten, die<br />

von ihren Klassenlehrern in eine höhere Klasse versetzt wurden. Sie wurden vom<br />

Magistrat dem Lehrer Ebell als Teil des Schulgeldes zugesprochen. Der Vorgänger<br />

Winter wollte auch die Aufsicht über den Kurrendechor beibehalten, aber dem-<br />

1855 Selle: Matrikel (wie Anm. 1134), S. 139, Nr. 6 249.<br />

1856 Pütter: Gelehrtengeschichte (wie Anm. 20), Bd. 2, S. 206. – Vgl. oben Seite 372.<br />

1857 Koch: Göttinger Honoratiorentum (wie Anm. 1472), Tafel III, Nr. 46 und Tafel IX, Nr. 8.

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