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Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

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bleibende Bedeutung sichern. Das von ihm überarbeitete Lexikon ist unter dem<br />

Namen seines Nachfolgers Georges auf unsere Zeit gekommen. 1816<br />

Die folgenden Daten zur sozialen Herkunft Lünemanns zeigen, dass Kinder einfacher<br />

Handwerker in der Lateinschule und Universität noch offene Einrichtungen<br />

für ihren Aufstieg durch Bildung fanden. Der spätere Privatdozent Georg<br />

Heinrich Christoph Ludwig Lünemann [Nr. 26] wurde am 3. 9. 1780 als Sohn des<br />

Schmiedegesellen Johann Andreas Lünemann und seiner Ehefrau, Dorothea Justina<br />

Busse, in <strong>Göttingen</strong> geboren. Sein aus Oedelsheim stammender Vater war auf<br />

seiner Wanderung in <strong>Göttingen</strong> beim Schmied Busse in der Kurzen Geismarstraße<br />

als Geselle tätig geworden, hatte dessen Tochter geheiratet und übernahm 1783<br />

die Schmiede. Dessen anderer Sohn Georg Heinrich Wilhelm Christoph folgte<br />

notgedrungen dem Vater im Handwerk und begann 1815 einen Handel mit Eisenwaren.<br />

Er schuf damit die Grundlage für die heute noch in <strong>Göttingen</strong> bestehende<br />

Fachgroßhandlung. Die Bildung muss viel in dieser Familie gegolten haben,<br />

denn auch der eben erwähnte Schmied und Kaufmann Lünemann, geboren am<br />

30. 1. 1786, besuchte nach der Opperschule zu St. Albani das Gymnasium. Über<br />

seine kurze Schulzeit hat er in seinem Tagebuch vermerkt: Jeder Tag war ein Festtag<br />

für mich, der meine Kenntnisse vergrößerte. Zu Ostern 1800, – zum Zeitpunkt seiner<br />

Beichte und Kommunion – traf den 14jährigen Gymnasten die herbe Entscheidung,<br />

durch die er für die Nachfolge im väterlichen Handwerk bestimmt wurde.<br />

Er hatte sich von nun an über eine Gesellen- und Meisterprüfung als Schmied zu<br />

qualifizieren. Als Schreiber eines episodisch geführten Tagebuchs hat er uns einen<br />

aufschlussreichen Blick in das Leben eines aktiven Stadtbürgers in der Zeit von<br />

1800 bis 1830 gewährt, der auch die Geselligkeit in seinen Kreisen liebte. Während<br />

seine Brüder die Freiheiten des akademischen Bereichs zu ihrer beruflichen Entwicklung<br />

nutzen konnten, musste er in seinen Auseinandersetzungen mit der Göttinger<br />

Kaufgilde erfahren, welche Zunftschranken einem Schmied mit Handelsgeist<br />

entgegenstanden, der seinen wirtschaftliches Erfolg auch abseits des Amboss in<br />

andern wirtschaftlichen Sektoren suchte. 1817<br />

Die zwei älteren Brüder des Schmieds und Kaufmanns G. H. W. Ch. Lünemann<br />

gingen den akademischen Weg und studierten an der Georgia Augusta. Der ältere,<br />

unser Georg Heinrich, stieg über eine Stelle als Kollaborator am Göttinger Gymnasium<br />

zu dessen Rektorat auf. Parallel dazu promovierte er und erwarb die Venia<br />

legendi als Privatdozent. Johann Heinrich Christian Lünemann, der jüngere Bruder<br />

des späteren Privatdozenten studierte von 10. 4. 1805 an ebenfalls in <strong>Göttingen</strong>.<br />

Ihm erließ der Prorektor bei seiner Immatrikulation wegen seiner Armut die Hälf-<br />

1816 ADB 19/1969, S. 638 f. – Dort auch eine Kurzbiographie seines jüngeren Bruders Johann<br />

Heinrich Christian Lünemann.<br />

1817 Vgl. Göttinger Tageblatt. Jubiläums-Magazin. 1050 Jahre <strong>Göttingen</strong>. Ausgabe: 13. 6. 2003, S. 7.<br />

– Maschinenschriftliche Wiedergabe seines Tagebuches (Lünemann, Georg Heinrich Wilhelm Christoph:<br />

Tagebuch 1800-1831) im STA-GÖ: Bibliothek, Signatur B 568.

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