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Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

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� Hr. Director M. Kirsten erläutert um 3 Uhr, 4 Stdn. wöch. Cicero´s Schrift über<br />

Gesetze, und stellt in den beiden andern Stunden Uebungen im Lateinischen<br />

Schreiben und Sprechen an.<br />

� Zum Privat-Unterricht im Lateinischen erbietet sich Hr. Director M. Kirsten,<br />

Hr. M. Fiorillo, Hr. M. Lünemann und Hr. M. Mahn.<br />

� Zum Privat-Unterricht in der Deutschen Sprache erbietet sich Hr. Director M.<br />

Kirsten. 1807<br />

Im WS 1815 z. B. bot er sich ausnahmsweise zum Privatunterricht in der Geschichte<br />

an. Mit dem Ende des SS 1819 stellte Kirsten seine Lehrveranstaltungen<br />

an der Universität ein. Damals verließ der auf Heynes Stelle berufene Altphilologe<br />

Friedrich Gottlieb Welcker nach kurzem Zwischenspiel <strong>Göttingen</strong>, um an der<br />

neugegründeten Universität Bonn eine Stelle anzutreten. Mit Carl Otfried Müller<br />

trat ein 22Jähriger die Nachfolge an. Vielleicht hat der nunmehr 63 Jahre alte Kirsten<br />

die außergewöhnliche Berufung dieses jungen Dozenten als Signal für einen<br />

Generationswechsel in der Lehre des Universitätsfaches aufgefasst.<br />

In seinem Bericht für die Privatdozenten-Tabelle des Jahres 1812 benutzte Kirsten<br />

die Gelegenheit, – ungefragt – an der laschen Prüfungspraxis der Universität bei<br />

den Kandidaten aller Studienrichtungen Kritik zu üben: es fehlten seiner Meinung<br />

nach öffentliche Disputationen in den Humanioribus, die Professoren entzögen<br />

sich den eigenhändigen Zwischenexamen, und die wichtigsten Bücher der Disziplinen<br />

stünden nicht mehr im Mittelpunkt des Studiums der Studenten. Seine<br />

Kritik zeigt ihn auf der Seite von Solidität und Tradition aber nicht unbedingt auf<br />

der des Zeitgeistes. Die Universität unterdrückte diese Bemerkungen bei der Übertragung<br />

seiner Daten in das Exemplar für die Generaldirektion.<br />

Heeren merkt in seiner biographischen Skizze an, dass Kirsten nie den Anspruch<br />

entwickelt habe, ein großer Gelehrter zu sein oder in der Literatur glänzen zu<br />

wollen. Sein Biograph billigt diese Entscheidung, weil literarische Berühmtheit<br />

wegen des erforderlichen Zeitaufwandes an gelehrter Forschung für die Schule<br />

sogar abträglich sein könne. Kirstens Veröffentlichungen beschränkten sich im<br />

wesentlichen auf anlassgebundene Schulprogramme. So benutzte er die Einladung<br />

zur Preisverteilung am 15. 10. 1821, um des bereits am 31. Mai 1821 Mai verstorbenen<br />

Lehrers Dr. A. L. Eggers zu gedenken:<br />

� Kurze Lebensbeschreibung des seligen Doctor Eggers. Nebst einer Einladung zur<br />

Censur und Prämienvertheilung auf der hiesigen Schule. Am 15. October, morgens<br />

um 8 Uhr. Von Johann Friedrich Adolph Kirsten, Direktor. <strong>Göttingen</strong>,<br />

1821. Gedruckt bei Heinrich Dieterich. [20 S.]<br />

Nach alter Gepflogenheit der Leichenprediger und Laudatoren waren für Kirsten<br />

Mitteilungen zur Biographie des Verstorbenen ein Anlass, um daran allgemeine<br />

moralische und spezielle erzieherische Betrachtungen anzuknüpfen, wobei Maximen<br />

von Quintilian und Cicero nicht fehlten. Die Lebensbeschreibung verrät mit<br />

der Skizzierung eines wünschenswerten Lehrerbildes fast ebensoviel über den<br />

Biographen als über den Toten. Kirsten schildert u. a. die Strapazen, die der arme<br />

1807 GGA 1812, S. 472.

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