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Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

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Schüler, indem er sie auch durch einen fragend-entwickelnden Unterricht zu aktiverem<br />

Lernen veranlasste. Da der morgendliche Unterricht in den beiden oberen<br />

Klassen nur einen geringen Teil von Kirstens Zeit in Anspruch nahm, widmete er<br />

sich vor allem den Leitungsaufgaben als Direktor der Schule. Die Stadtschule<br />

wurde zu seiner Amtszeit von 200 bis 250 Schülern besucht. Die Ehre seiner<br />

Schule zu wahren und die Aufrechterhaltung der Disziplin sah er als seine wichtigsten<br />

Aufgaben an. Er legte großen Wert auf eine Aufsicht in den Pausen.<br />

Grundsätzlich aber war er der Meinung, dass – arbeitsteilig – die Schule für den<br />

Unterricht und die Eltern für die Erziehung zuständig waren.<br />

Zu seinen Kollegen pflegte Kirsten ein freundschaftliches Verhältnis. Die entscheidenden<br />

Lehrerstellen der Schule waren durch Privatdozenten besetzt, was<br />

vielleicht zu einer weiteren gemeinsamen Interessenlage im Kollegium führte. Die<br />

stets heitere Stimmung Kirstens wird ihm seine Aufgaben in der Schulleitung erleichtert<br />

haben. Kirstens Freundschaft mit dem Göttinger Bürgermeister Tuckermann<br />

war sicher hilfreich bei den unumgänglichen Auseinandersetzungen mit<br />

dem städtischen Schulträger, sei es bei Anträgen für Verbesserungen am Schulgebäude<br />

oder bei Eingaben zur Vergütung der Kollegen bis hin zur Bereitstellung<br />

von Prämien zur Motivierung der Leistungsfreude bei den Schülern. Kirsten hatte<br />

diese materiellen Anreize zur Lernmotivation eingeführt, für deren öffentliche<br />

Resonanz er durch eine feierliche Preisverleihung Sorge trug. Zu diesen Schulfeiern<br />

pflegte Kirsten durch gedruckte lateinische Programme die Vorgesetzten und<br />

Freunde der Schule einzuladen. 1817 geschah dies z. B. im Rahmen einer Feier<br />

zum 300jährigen Jubiläum der Reformation:<br />

� De Lutheri in Scholas Minores meritis commentatio qua ad Sacrorum Reformatorum<br />

trecenariam memoriam in Gymnasio Gottingensi ipsis Kal. Novembris<br />

MDCCCXVII. Celebrandam Rei Scholasticae Patronos et Fautores humanissime<br />

invitat Joh. Frid. Ad. Kirsten Gymnasii Director. Gottingae, typis Henrici<br />

Dieterich. [60 S.]<br />

Aus dem abschließenden Hinweis zum Programm dieses Tages kann man entnehmen,<br />

dass die Feier um acht Uhr durch den Gesang Ein feste Burg – mit Instrumentalbegleitung<br />

– eröffnet wurde. Es folgten Vorträge von vier Schülern, an<br />

die sich die Preisverteilung durch den Direktor um neun Uhr anschloss.<br />

In den folgenden Jahren legte er ein zweiteiliges Programm vor, in dem er dem<br />

Sittenverfall in der frührömischen Geschichte und dem Stellenwert von Sitte und<br />

Gesetz nachging, um daraus im zweiten Teil Folgerungen für die Erziehung der<br />

Jugend abzuleiten, wobei kritische Bemerkungen zur Lehrerbesoldung nicht fehlen:<br />

� De moribus, optimis legum adjutoribus et vicariis commentatio I. Ad locum Hor.<br />

Lib. III, Od. 24, 35, 36. Quibus ad censuram XXVI. Octobri [1818]. Hora<br />

IX. Agendam praemiorumque distribuendorum actum patronos juventutis fautoresque<br />

omni, qua decet observantia invitat Joh. Frid. Ad. Kirsten, Gym. Gott.<br />

Director. Gottingae, typis Henrici Dieterich. [24 S.] 1804<br />

1804 Rezension in: GGA 1819, S. 640 von „Rpf.“.

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