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Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

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na Baumann zu heiraten, die er vermutlich bereits seit 1737 kannte und liebte.<br />

Nachdem er Ostern 1756 seine Vorlesungen in <strong>Göttingen</strong> aufgenommen hatte,<br />

reiste er im September zum letzten Mal nach Leipzig, um meine Liebste abzuhohlen.<br />

Kästner hebt die Innigkeit ihrer Beziehung mit der Bemerkung hervor, dass wir<br />

beyde uns eine Welt waren. Johanna starb bereits zwei Jahre später, am 4. 3. 1758.<br />

Dieses Erlebnis stellt in Kästners Leben einen entscheidenden Kontrapunkt dar zur erfolgreichen<br />

wissenschaftlichen Karriere. Eine glückliche Ehe, die er sich als persönliches Refugium gewünscht<br />

hatte, blieb ihm versagt. Seine Neigung zum beißenden Spott und seine Abneigung<br />

gegenüber <strong>Göttingen</strong> wurden vermutlich durch dieses Ereignis verstärkt:<br />

Ort, der mir Verdruß statt Glück und Ruhe gab,<br />

Nichts werthes hast du mir, als meines Hannchens Grab!<br />

Kästner hat nicht wieder geheiratet. Durch das Verhältnis zu seiner Haushälterin<br />

wurde Kästner Vater einer Tochter, für deren sorgfältige Erziehung er sorgte. In<br />

der Mathematik hatte sie sogar einen Studenten als Privatlehrer. 1789 Kästner hat die<br />

Kochinn öffentlich nicht als seine Tochter anerkannt. Durch ihre Verheiratung mit<br />

Kirsten wurde dieser sein stiller Schwiegersohn. 1790<br />

In den frühen Ehejahren war angesichts Kirstens geringer Lehrerbesoldung und<br />

der ungewissen Einkünfte als Privatdozent Sparsamkeit eine bestimmende Lebensdevise<br />

für Kirsten und seine Frau: Meine Lage forderte strenge Oekonomie, berichtet<br />

Kirsten in der Gedenkschrift für Frau und Kind (S. 81) und beschreibt, wie<br />

seine ökonomisch denkende Frau ihn darin unterstützte:<br />

Jedes überflüssige Stück Holz bei Seite gelegt, und auch in dieser Rücksicht oft die Küche<br />

besucht: Jede Kost nach Zeit und Werth überrechnet; daß sie Alles so lange<br />

braucht, bis der Wohlstand etwas Neues gebiethet; daß sie Moden denen überläßt, die<br />

damit Naturmängel ersetzen, oder etwas scheinen wollen, was sie nicht sind. [S. 83].<br />

Am 4. 10. 1790 wurde dem Ehepaar der älteste Sohn, Johann Gotthelf Kirsten,<br />

geboren, der aber bereits am 22. 7. 1792 im Alter von 21 Monaten an den Blattern<br />

starb. 1791 Seine junge Frau verlor Kirsten am 20. 4. 1796, kurz nach der Geburt des<br />

dritten Sohnes. Kirsten und Kästner – beide tief getroffen – haben Kind und Mutter<br />

ein schriftliches Denkmal gesetzt:<br />

� Der Erinnerung eines Kindes und seiner Mutter gewidmet von Abraham Gotthelf<br />

Kästner, und Adolph Friederich Kirsten, Lehrer am Göttingschen Gymnasium.<br />

<strong>Göttingen</strong>, bey Joh. Christian Daniel Schneider 1796. 1792<br />

1789 Kästner/Kirsten (wie Anm. 1792), S. 75.<br />

1790 Erstaunlich ist, wie Kirsten den wissenschaftlichen und literarischen Nachlass seines heimlichen<br />

Schwiegervaters Kästner behandelte. Er verscherbelte ihn an zwei Göttinger Kaufleute, die darin<br />

ihre Waren einwickelten und Düten daraus fertigten [Baasner (wie Anm. 808), S. 63].<br />

1791 Es war eine Zangengeburt. Vgl. dazu Kästners Äußerung: War es nicht Verstand, daß man ihn mit<br />

eisern Zangen auf die Welt ziehen mußte? daß er sobald Unrath merkte? – War es nicht Verstand, daß er die erste<br />

Gelegenheit ergriff, sich wieder davon zu machen? […] Ich wollte es auch einmal so gut haben, wie andere Menschen.<br />

Aber es ist mir schlecht bekommen [Baasner (wie Anm. 808), S. 141, Anm. 228].<br />

1792 Kästners Beitrag auf S. 1-29, Kirstens Beiträge auf S. 29-69 (Sohn) und S. 69-103 (Mutter).

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