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Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

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weiteren Verlauf des 19. Jahrhunderts sich durch eine isolierende Verfachlichung<br />

ihrer Schulwissenschaften meinte verabschieden zu müssen.<br />

Den Privatdozenten war eine zweite Erwerbsmöglichkeit an der Stadtschule sicher<br />

willkommen, aber manchen belastete auch sein zweiter Arbeitsplatz, wie die Klage<br />

Mahns vom 23. 1. 1815 gegenüber dem Kurator der Universität <strong>Göttingen</strong> zeigt:<br />

So stehe ich seit drittehalb Jahren im Staube der Schule, in Lebenskümmerniß, ohne<br />

Ruhe, ohne Zufriedenheit, ohne Zeit für meine bessern Studien!<br />

Vom „Auslande“, d. h. von Universitäten außerhalb des Königreichs Hannover,<br />

werde keine befreiende Stimme kommen, weil er an den kümmernden Schulunterricht<br />

gefesselt sei, und von den sechs während seiner Repetententätigkeit in der<br />

Theologischen Fakultät angefangenen Schriften werde er keine mit kunstreicher<br />

Feder beenden könne. 1759 Das Engagement am Gymnasium engte insbesondere die<br />

zeitlichen Möglichkeiten der Privatdozenten ein, sich als „Schriftsteller“ in der<br />

Gelehrtenrepublik bekannt zu machen.<br />

Um den zeitweiligen oder endgültigen Zweit-Arbeitsplatz einer Reihe von Privatdozenten<br />

in Umrissen vorzustellen, geht deren biographischen Skizzen zunächst<br />

ein Abriss der Göttinger Stadtschule voraus, dem u. a. ein Bericht des Direktors<br />

Kirsten vom 10. 9. 1811 und ein Gutachten des ao. Professors Wunderlich vom<br />

11. 10. 1811 als Quelle dienen. 1760<br />

Die Stadtschule lag an der Südseite des heutigen Wilhelmplatzes (Ecke Burgstraße),<br />

und ein Teil der Lehrerwohnungen war dahinter in der an die Rote Straße<br />

grenzenden nördlichen Häuserreihe, im Bereich der späteren Paukerburg, untergebracht.<br />

1761 Die Schule umfasste sechs Klassen, und der Kernunterricht wurde in<br />

dieser Ganztagsschule in drei Vormittagsstunden (8 bis 11 Uhr) und drei Nachmittagsstunden<br />

(14 bis 17 Uhr) erteilt. Die Nachmittage des Mittwoch und Samstag<br />

waren frei vom Kernunterricht.<br />

Die Schule sah sich 1811 der Forderung der westphälischen Generaldirektion<br />

gegenüber, sie möge sich in ein Lyzeum und in eine Bürgerschule – als gesonderte<br />

Institutionen – aufgliedern. Seit der von Heyne konzipierten und durchgesetzten<br />

Reform der Stadtschule im Jahre 1798 war diese eine zweistufige Anstalt, in der<br />

eine zweiklassige Bürgerschule mit den Klassen Sexta und Quinta als Fundament<br />

1759 Vgl. oben Seite 515.<br />

1760 Übersicht der bestehenden Einrichtung der Göttinger Schule seit dem Jahre 1796. In Auszügen zitiert bei:<br />

Thimme (wie Anm. 67), S. 264 f. – Ferner: Gutachten des Professors Wunderlich in <strong>Göttingen</strong> vom<br />

11. 10. 1811 über eine Neuordnung des dortigen Gymnasiums [Knoke: Schulwesen (wie Anm. 50),<br />

S. 386-393]. – Vgl. auch: Kunst (wie Anm. 85), S. 254-264.<br />

1761 Abbildung des Schulgebäudes bei Hennig (wie Anm. 85), S. 57. – Aquarell des Wilhelmplatzes<br />

um 1830 (also vor Erbauung des Aulagebäudes der Universität) in: Böhme/Vierhaus:<br />

<strong>Göttingen</strong> (wie Anm. 30), S. 800. – Die Paukerburg lag an der Roten Straße<br />

auf dem Gelände des ehemaligen Franziskanerklosters, das an die Rote Straße grenzte<br />

[Mittler, Elmar (Hg.): 700 Jahre Pauliner Kirche vom Kloster zur Bibliothek. <strong>Göttingen</strong><br />

1994, Abb. auf S. 27 und S. 61].

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