10.12.2012 Aufrufe

Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

650<br />

in den folgenden gelehrten Gesellschaften: Herzogliche deutsche Gesellschaft in<br />

Helmstedt, Mineralogische Gesellschaft in Jena, Medizinisch chirurgische Gesellschaft<br />

in Berlin, bayerische philosophisch medizinische Gesellschaft zu Würzburg,<br />

Senckenbergische naturforschende Gesellschaft in Frankfurt. Als Rezensent und<br />

rezensierter Autor war er in den Göttingischen gelehrten Anzeigen während der Zeit<br />

von 1805 bis 1825 allerdings nur sporadisch vertreten. 1747<br />

Vermutlich beging Kraus einen entscheidenden Fehler, als er Rufe an andere Universitäten<br />

ablehnte. Weiterhin die reichhaltigen Bestände der Göttinger Universitätsbibliothek<br />

als Fachschriftsteller nutzen zu wollen, hatte seinen Preis. Bei seinen<br />

Aufstiegswünschen vor Ort musste er mit Professoren konkurrieren, die als Klinikdirektoren<br />

in einem sich differenzierenden medizinischen Forschungsfeld in<br />

ihrem speziellen Bereich über empirische Forschungsmöglichkeiten verfügten, die<br />

Kraus als praktizierendem Arzt fehlten. Insbesondere wird es ihm schwer gefallen<br />

sein, in der Materia medica bei seiner naturphilosophischen Einstellung den Anschluss<br />

an die sich rasant entwickelnde chemische Grundlagenforschung zu halten,<br />

die während seines letzten Jahrzehnts mit Friedrich Wöhler über einen herausragenden<br />

Vertreter verfügte. Kraus war zwar bescheiden und dienstwillig als<br />

akademischer Lehrer und praktischer Arzt, aber unerbittlich als scharfzüngiger<br />

Kritiker, wenn er wissenschaftlichen Schlendrian und wenig reflektierte pragmatische<br />

Routine am Werk sah. Manche seiner kritischen Einwände wurden vielleicht<br />

auch wegen ihrer naturphilosophischen Grundsätzlichkeit als Äußerung eines<br />

spekulativen Ideologen wahrgenommen. Vielleicht hat ihm auch sein politisches<br />

Auftreten während der Januar-Unruhen des Jahres 1831 geschadet, bei der er –<br />

seiner wahrheitskritischen Grundeinstellung entsprechend – nicht auf der Seite<br />

des Establishments stand. Dass er gutbürgerliche Verhaltensnormen nicht als<br />

letzte Richtschnur ansah, zeigt die Ehe mit seiner früheren Dienstmagd aber auch<br />

zwei Alimentenklagen. Für die Göttinger professoralen Hofräte hat Kraus dabei u.<br />

U. eine Grenze überschritten, jenseits der er als Außenseiter offensichtlich nur<br />

nachdrücklich von dem Chirurgen Langenbeck unterstützt wurde. Bei derartigen<br />

Spekulationen über alternative Karriereverläufe und mutmaßliche Entscheidungsdeterminanten<br />

fühlt man sich an das Diktum von Max Weber erinnert, wonach<br />

der Schritt von der Privatdozentur zur Professur auch einfach Hazard sein kann.<br />

Der Privatdozent Dr. med. legens und Dr. phil. h. c. Eberhard Ludwig August<br />

Kraus starb am 5. 10. 1845 im Alter von 67 Jahren in <strong>Göttingen</strong>.<br />

1747 Fambach (wie Anm. 109), S. 471.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!