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Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

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sichtlich ablehnende Antwort des Kuratoriums ist in der Personalakte nicht erhalten.<br />

Kraus hat sich durch die ablehnende Haltung des Kuratoriums nicht entmutigen<br />

lassen und in seiner Forschung einen weiteren Schwerpunkt entwickelt, bei dem<br />

ihm seine Doppelqualifikation als Philologe und Mediziner zustatten kam. Angesichts<br />

der etymologischen Missgriffe unter Gelehrten der Medizin und der abnehmenden<br />

Qualität in den neuesten medizinischen Wörterbüchern sah er sich<br />

herausgefordert, unrichtige aus dem Griechischen entnommene fachliche Kunstausdrücke<br />

zu korrigieren. Er wünschte zugleich, das Studium dieser schönen reichen<br />

Sprache zu fördern. Nach seiner Auffassung könne man die 20 bis<br />

30 000 in der Medizin und den gesamten Naturwissenschaften gebräuchlichen<br />

griechischen Kunstausdrücke auf etwa 100 Wurzeln zurückführen. Mit Kritik<br />

rechnend, lege er ohne Furcht vor Rezensenten diese Publikation vor. In einer<br />

abschließenden Bemerkung dankte er auch im Namen des Verlegers dem bestellten<br />

Censor dieses Buches, dem Herrn Hofrath Fr. B. Osiander, für die edle Liberalität [...], mit<br />

welcher Derselbe bloß eine einmalige Uebersicht des Manuscripts verlangte, um den Druck auf<br />

keine Weise zu verzögern. Diese öffentliche Danksagung bringt in Erinnerung, dass<br />

alle Lehrer der Medizin, die nicht Professoren waren, dem Dekan – bzw. einem<br />

von diesem beauftragten Fachvertreter – ihre Publikationen vor der Drucklegung<br />

zur Genehmigung vorlegen mussten. Dass diese kränkende Bestimmung auch zu<br />

Auseinandersetzungen führen konnte, wird bei einer späteren Publikation von<br />

Kraus zu zeigen sein. Das von Osiander sen. zügig zensierte Werk erschien unter<br />

dem folgenden Titel:<br />

� Kritisch-etymologisches medicinisches Lexikon, für die in der Sprache der Aerzte<br />

am häufigsten vorkommenden Wörter Griechischen Ursprungs mit besonderer<br />

Rücksicht auf Berichtigung der in die wichtigern neuern Schriften aufgenommenen<br />

unrichtigen Kunstausdrücke; entworfen von Ludwig August Kraus, bei Rudolph<br />

Deuerlich: Wien, bei Carl Gerold. 1821. (Preis: 1 Rthlr. 12 Ggr. oder 2 Gulden<br />

45 Kr. Rhein.). [XVI + 666 S.]<br />

Wiederholte Auflagen lassen erkennen, dass Kraus auch mit dieser Publikation<br />

erfolgreich war. 1826 gab er eine zweite stark vermehrte Auflage heraus. Sie sollte<br />

zugleich einer übergreifenden sprachwissenschaftlichen Rekonstruktion als Muster<br />

und als sektorale Materialsammlung dienen. Ein Nachtrag im Umfang von 420<br />

Seiten erschien 1832. Er ist dem Generalsuperintendenten Heinrich Philipp Sextro<br />

gewidmet, den Kraus seinen hochverehrten Lehrer und Gönner nennt. Er dankte<br />

Sextro vor allem für die Benutzung seiner reich ausgestatteten Bibliothek. Im<br />

Vorwort weist Kraus werbend auf ein von ihm geplantes weiteres Lexikon hin, für<br />

das bereits seit mehreren Jahren die Vorbereitungen liefen und dessen Druck bereits<br />

begonnen habe. Mit ihm verfolgte er die Absicht, seine etymologische Herkunftserklärung<br />

der Kunstausdrücke durch ein Wörterbuch der Synonyme für die<br />

Physik und die Heilkunde zu ergänzen. Es sollte die physikalischen und medizinischen<br />

Fachausdrücke in den gangbarsten alten und neuen Sprachen in alphabetischer<br />

Ordnung aufführen. 1834 erschien eine erste Lieferung:

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